Landesweite 2G-Regel droht - Was die Corona-Alarmstufe bedeutet

10. November 2021 , 08:18 Uhr

Region (dpa/lk) – Die Belegung der Intensivbetten mit Covid-Patienten nimmt immer weiter zu. Noch in dieser Woche könnte es für viele Menschen in Baden-Württemberg heißen: Bitte draußen bleiben. Mit der drohenden Corona-Alarmstufe setzt die Landesregierung in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens auf 2G – dann dürfen nur noch Geimpfte und Genesene in Restaurants und Kinos, Bäder und das Theater. Wer ungeimpft ist und nur einen Test vorweisen kann, bleibt außen vor. Was die Alarmstufe bedeutet und wann sie kommt.

Was ist die Alarmstufe?

Wesentlicher Grund für die geplanten strengeren Vorgaben für Ungeimpfte ist die angespannte Situation in den Krankenhäusern. Mit der letzten Eskalationsstufe der derzeit geltenden Corona-Verordnung möchte die Landesregierung diese Lage im Gesundheitswesen so gut wie möglich entspannen. Entscheidende Werte sind die Zahl der Intensivbetten, in denen Covid-Patienten behandelt werden, oder auch die Zahl der Corona-Infizierten pro 100.000 Einwohner, die innerhalb einer Woche in eine Klinik gebracht werden. Nimmt die Intensivbettenbelegung an zwei Werktagen in Folge auf 390 oder mehr zu oder steigt die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz über den Wert von zwölf, gilt ab dem nächsten Tag die landesweite 2G-Regelung.

Wann könnte es soweit sein?

Schon ziemlich bald – und ziemlich sicher, wenn man den Experten und der Statistik Glauben schenkt. Das Gesundheitsministerium hatte zuletzt mitgeteilt, dass die Alarmstufe möglicherweise schon Ende der Woche, „in jedem Fall“ aber Mitte November ausgerufen werden könnte. Die Intensivbettenbelegung war zuletzt mehrfach stark gestiegen und lag am Dienstag bereits bei 356 (Stand 16 Uhr). Eine Prognose der Uniklinik Freiburg für das Landesgesundheitsamt sagte den Anstieg auf 390 ebenfalls bereits für Ende dieser Woche voraus.

Was bedeutet das für mich?

Kommt drauf an, ob Sie geimpft sind oder nicht. Denn für viele Bereiche des öffentlichen Lebens wäre in der Alarmstufe der Zugang nur noch für Geimpfte und Genesene erlaubt. Das gilt etwa fürs Kino, Museum und auch fürs Schwimmbad oder für ein Fitnessstudio, fürs Theater und die Oper, Volkshochschulkurse und Musikschulen. Im Restaurant oder Café reicht in Innenräumen künftig ein Test ebenfalls nicht mehr aus.

Wo haben ungeimpfte Menschen dann noch Zutritt?

Natürlich gibt es auch Ausnahmen, etwa für öffentliche Verkehrsmittel und Religionsveranstaltungen. Auch im Einzelhandel gilt in der Alarmstufe 3G ohne PCR-Test-Pflicht. Ausgenommen sind zudem Geschäfte der Grundversorgung wie Supermärkte sowie Märkte im Freien und Abhol- und Lieferangebote. Für die Übernachtung im Hotel müssen Ungeimpfte dagegen einen PCR-Test vorlegen. Auch beim Friseur oder im Nagelstudio gilt in der Alarmstufe 3G mit PCR-Test-Pflicht. Ausnahmen gelten für die Logopädie, für Physio- und Ergotherapie und andere ähnliche Angebote.

Welche Einschränkungen gibt es noch?

Die Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte werden weiter verschärft. Treffen sind in der Alarmstufe nur noch für einen Haushalt und eine weitere Person erlaubt. Ausgenommen sind davon Geimpfte, Genesene und Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Auch Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre werden nicht mitgezählt.

Was heißt das für die Weihnachtsmärkte?

Auch auf den in diesem Jahr wieder in zahlreichen Städten angekündigten Märkten würde dann zumindest zum Teil die 2G-Pflicht gelten. Wer eine Bratwurst oder einen Glühwein möchte, braucht einen Impf- oder Genesenen-Nachweis. Für den reinen Warenverkauf soll das nicht nötig sein. Das heißt, auch ungeimpfte Personen können auf dem Weihnachtsmarkt einkaufen.

Und die Gastronomie?

Auch dort gilt derzeit noch 3G, bald wohl schon 2G, zumindest in den Innenräumen. Dann müssen die Beschäftigten in der Gastronomie kontrollieren, abweisen und wohl auch die ein oder andere Diskussion aushalten. Screenshots von Impfnachweisen werden nicht akzeptiert. Das Bier, den Wein oder die Schorle draußen und unter dem Heizpilz können ungeimpfte Personen allerdings trinken. Sie müssen aber einen negativen PCR-Tests mit dabei haben, wie ein Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands sagte.

Wer wäre davon alles betroffen?

Die Quote der vollständig gegen Corona Geimpften lag im Südwesten zuletzt bei rund 65 Prozent. Somit verfügt rund ein Drittel der Bevölkerung in Baden-Württemberg noch nicht über einen vollständigen Impfschutz. Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es bislang noch keinen in der EU zugelassenen Impfstoff. Bei den Über-Zwölfjährigen lag die Impfquote bereits bei rund 74 Prozent.

Wann ist wieder Schluss mit den strengeren Regeln?

Damit die verschärften Corona-Maßnahmen außer Kraft treten, müssen die Schwellenwerte an fünf Werktagen in Folge unterschritten werden. Nach der Alarmstufe würden zunächst wieder die Regeln der Warnstufe gelten.

Geht der Südwesten voraus mit der möglichen Entscheidung für 2G ?

Nein, Sachsen nutzt als erstes Flächenland seit Wochenbeginn umfassend 2G. Darüber wird heftig gemurrt, vor allem unter Gastwirten. Auf der Tagesordnung stehen 2G-Regeln auch in Berlin, Brandenburg und Bayern. Die Partner der anvisierten Ampel-Koalition im Bund planen vorerst keine flächendeckende Einführung.

Gibt es Erfahrungen, ob die 2G-Regel etwas bringt?

Ja, eine Begleiterscheinung ist bereits zu beobachten: Die Impfzahlen gehen hoch – selbst in Sachsen, dem Bundesland, das bisher die niedrigsten Impfquote Deutschlands vorweist. In Baden-Württemberg steigt die Nachfrage auch, die Schlangen vor den Impfbussen sind lang. Auch in Berlin, Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern nimmt das Interesse an Impfungen zu.

Gibt es auch kritische Stimmen zur neuen Regel?

Natürlich. 2G gebe eine „Scheinsicherheit“, kritisierte zum Beispiel der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit am Wochenende im Deutschlandfunk. Auch Geimpfte könnten sich infizieren und das Virus übertragen – wenn auch seltener als Ungeimpfte. Wirkliche Sicherheit gäben nur Tests. Im Gespräch ist nun mancherorts auch 2G+: Das heißt, der Eintritt ist nur für Geimpfte und Genesene gestattet, die zusätzlich getestet sind. Auch der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow, der in seinem Bundesland ähnlich dramatische Corona-Zahlen hat wie Sachsen, ist auf Distanz zu 2G. Sein Argument: Wer soll das alles kontrollieren? Und was nützen Regeln, die niemand überwacht?

Anzeige

Das könnte Dich auch interessieren

19.12.2025 Neuer Jahrestiefstpreis für Super E10 in Karlsruhe – Diesel legt leicht zu Karlsruhe/Pforzheim/Baden-Baden (pm/dk) Gute Nachrichten für Autofahrerinnen und Autofahrer in Karlsruhe: Super E10 ist an diesem Freitagmorgen so günstig wie noch nie in diesem Jahr gewesen. An einigen Tankstellen wurde ein Jahrestiefstpreis von 1,569 Euro pro Liter gemessen. Das geht aus der wöchentlichen Kraftstoffuntersuchung des ADAC Nordbaden e.V. hervor. 17.12.2025 Showdown im Karlsruher Gemeinderat: Hier soll gespart werden! Karlsruhe (dk) - Der Karlsruher Gemeinderat steckt mitten in den Beratungen zum Doppelhaushalt 2026/2027 – und damit auch in der Auseinandersetzung mit der sogenannten Sparliste. Oberbürgermeister Frank Mentrup hatte sie vorab drastisch als „Liste des Grauens“ bezeichnet. Jetzt zeigt sich: Gespart wird an vielen Stellen, teils auch bei den Stadträtinnen und Stadträten selbst. Doch nicht jeder Kürzungsvorschlag kommt durch – und manches wird abgeschwächt oder sogar gestoppt. Ein Überblick über 17.12.2025 Missbrauch von Kindern per Livestream – Cybercrime-Zentrum Karlsruhe ermittelt Karlsruhe (dpa/tk) - Ein Mann aus Baden-Württemberg soll sexuellen Missbrauch von Kindern auf den Philippinen in Auftrag gegeben haben, um die Taten im Livestream zu verfolgen. Er wurde festgenommen, wie das Cybercrime-Zentrum in Karlsruhe mitteilte. 15.12.2025 Expertenkommission legt Spar- und Reformplan für Baden-Baden vor Baden-Baden (pm/dk) - Wie geht es finanziell weiter mit Baden-Baden? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer externen Expertenkommission, die in den vergangenen Monaten die Finanzen der Stadt unter die Lupe genommen hat. Jetzt ist klar: So wie bisher kann es nicht weitergehen. Die Fachleute empfehlen einen harten Konsolidierungskurs – und der wird auch für die Bürgerinnen und Bürger spürbare Einschnitte mit sich bringen.