Land sieht sich für neue Impfkampagne ausreichend aufgestellt

02. September 2022 , 13:00 Uhr

Nach langem Warten werden in Kürze auch in Baden-Württemberg erste Corona-Impfstoffe verfügbar, die an die Omikron-Variante angepasst wurden. Für die neue Kampagne mit den neuen, fortentwickelten Corona-Impfstoffen sieht sich das Land gut aufgestellt. „Einen vergleichbaren Massenansturm auf die Impfungen wie zu Beginn der Impfkampagne Anfang 2021, als nahezu ganz Baden-Württemberg gleichzeitig geimpft werden wollte, erwarten wir nach derzeitigem Stand nicht“, sagte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage.

Lage könne sich schnell ändern

Die vergangenen Jahre hätten aber auch gezeigt, dass die Lage sich schnell ändern könne. „Sollte dies der Fall sein, werden weitere Kapazitäten hochgefahren“, hieß es. Ziel sei es, dass „für jede und jeden ein Impfangebot zur Verfügung steht.“

Weg frei für angepassten Impfstoff

Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte am Donnerstag den Weg für zwei an die Omikron-Variante angepasste Impfstoffe für Menschen ab zwölf Jahren freigemacht: Es geht um Booster, die auch der Sublinie BA.1 Rechnung tragen. Eine Stiko-Empfehlung speziell dazu steht noch aus.

14 Millionen Dosen erwartet

Das Bundesgesundheitsministerium erwartet in den nächsten beiden Wochen rund 14 Millionen Dosen des Impfstoffs. Ärzte bereiten sich deshalb auf zügige Impfungen mit den neuen Impfstoffen vor, sie dringen aber auch auf eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission. Praxen können den neuen Impfstoff laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung bis kommenden Dienstag anfordern.

Erste Dosen vermutlich nächste Woche

Erste Dosen könnten voraussichtlich noch am Donnerstag oder Freitag kommen. „Voraussichtlich ab kommender Woche werden die angepassten Impfstoffe auch in Baden-Württemberg verimpft“, teilte das Gesundheitsministerium in Stuttgart am Freitag mit. Das Land werde anteilig rund 1,3 Millionen Dosen des angepassten Impfstoffes von BioNTech/Pfizer sowie 523.900 Dosen des Herstellers Moderna erhalten.

Impfangebot stark runtergefahren

Baden-Württemberg hatte sein Impfangebot wegen fehlender Nachfrage bereits vor Monaten stark heruntergefahren. Mit dem verschlankten Impfkonzept reagierte die Regierung auf die sinkende Nachfrage, außerdem sollten die enormen Kosten gedrückt werden. Im vergangenen Jahr hatte das Impfen und Testen das Land mehrere Hundert Millionen Euro gekostet.

Impfkampagne kommt kaum voran

Auch derzeit kommt die Impfkampagne kaum voran. Experten und Politik mahnen weiter, dass nur eine Dreifachimpfung gegen einen schweren Verlauf bei einer Covid-19-Erkrankung schützt. Doch schon seit Monaten lassen sich kaum noch Menschen immunisieren. In Baden-Württemberg sind bislang 75,7 Prozent der Menschen mindestens einmal geimpft, 66,6 Prozent haben eine Auffrischungsimpfung. Zuletzt wurden 14 400 Menschen in einer Woche erstmals geimpft, grundimmunisiert oder ihre Impfung wurde aufgefrischt.

Impfangebote ohne staatliche Impfstrukturen

Auch für den Herbst und Winter seien Impfangebote ohne staatliche Impfstrukturen vorgesehen, sagte der Ministeriumssprecher. Sie sollen über das sogenannte Regelsystem erfolgen – das sind rund 7000 Praxen niedergelassener Ärztinnen und Ärzte, in denen geimpft wird, aber auch Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Apotheken. Dadurch sind laut Gesundheitsministerium wöchentlich rund 810 000 Impfungen im Land möglich.

Haußmann weniger optimistisch

FDP-Gesundheitsexperte Jochen Haußmann zeigte sich weniger optimistisch als Minister Lucha, er richtete den Blick vor allem auf die vulnerablen Gruppen. „Die vorliegenden Impfzahlen in Pflegeeinrichtungen sind in vielen Kreisen mehr als bedenklich“, sagte er. „Und das trotz Impfempfehlung des RKI, die seit einigen Wochen für Menschen über 70 und für Pflegeheimbewohner vorliegt.“ Das Land laufe genau wie in vorherigen Jahren wieder auf eine prekäre Situation in Alten- und Pflegeheimen zu, warnte Haußmann.

Selbe Sackgasse wie letztes Jahr

Auch der gesundheitspolitische Sprecher der SPD im Landtag, Florian Wahl, sagte, Lucha scheine „in dieselbe Sackgasse zu laufen wie im Vorjahr.“ Statt nötige Konzepte zu erstellen, werde „vollmundig verkündet, es sei alles unter Kontrolle.“

Möglichst schnelle Impfung vor Beginn der Herbstwelle

Risikogruppen wie Menschen in Alten- und Pflegeheimen würden nur durch weitgehende Immunität der Bevölkerung geschützt. Deshalb müsse eine flächendeckende und möglichst schnelle Impfung mit dem neuen Impfstoff noch vor dem Beginn der Herbstwelle das Ziel sein, betonte Wahl. Stattdessen hoffe Lucha, „dass das Chaos von alleine ausbleibt, weil sich weniger Menschen in kurzer Zeit impfen lassen werden.“

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