Karlsruhe (pm/dk) – Kurz vor der Innenministerkonferenz Anfang Dezember wird die Debatte um Stadionsicherheit und Fankultur wieder lauter. In vielen Stadien gab es zuletzt Proteste gegen mögliche neue Regeln. Jetzt melden sich die Profiklubs aus Baden-Württemberg gemeinsam zu Wort, darunter auch der Karlsruher SC. Sie fordern eine Versachlichung der Diskussion – und werben für das Modell der Stadionallianzen.
Bei der Innenministerkonferenz (3. bis 5. Dezember) könnten bundesweit schärfere Sicherheitsmaßnahmen für Fußballspiele beschlossen werden. In der Diskussion sind vor allem verpflichtend personalisierte Tickets, eine strengere Praxis bei Stadionverboten und eine flächendeckende Überwachung in den Stadien, auch mit Gesichtserkennung. Die organisierte Fanszene hält diese Pläne für überzogen und verweist darauf, dass die Stadien selbst sicher seien und die Zahlen von Verletzten und Ermittlungsverfahren rückläufig sind. Protestaktionen wie Schweigen in den ersten zwölf Spielminuten oder Banner mit „No IMK“ sollen bis zur Konferenz weitergehen.
In ihrer gemeinsamen Stellungnahme machen der KSC, der SC Freiburg, der 1. FC Heidenheim, die TSG Hoffenheim und der VfB Stuttgart deutlich, dass sie für eine „lebendige, vielfältige und leidenschaftliche Fankultur“ stehen. Gleichzeitig sei die Sicherheit aller Stadionbesucher genauso wichtig. Beides dürfe nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die Vereine verweisen dabei auf den Jahresbericht der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS), der zeige, dass Stadionbesuche in Deutschland sicher sind.
Die Clubs heben besonders die Stadionallianzen in Baden-Württemberg hervor. Hier arbeiten Vereine, Verbände, Fanprojekte, Kommunen und Polizei vertrauensvoll zusammen. Laut der Stellungnahme hat dieses Modell spürbare Effekte gebracht: Seit Einführung der Stadionallianzen bis zum Ausbruch der Coronapandemie seien jährlich gut zwei Millionen Euro weniger Einsatzkosten angefallen als zuvor. Auch nach der Pandemie wurden landesweit bereits mehr als eine Million Euro eingespart. Die Vereine betonen, dass diese Summe ungefähr dem entspreche, was ihnen für Hochrisikospiele hätte in Rechnung gestellt werden können – ein Sicherheitsgewinn sei durch reine Rechnungsstellung aber nicht entstanden.
Die baden-württembergischen Profiklubs sprechen sich klar für evidenzbasierte Maßnahmen aus, die Sicherheit gewährleisten und rechtsstaatliche Grundsätze respektieren. Gleichzeitig lehnen sie kollektiv wirkende Einschränkungen ab. Dazu zählen verpflichtende Ticket-Personalisierungen oder pauschale Sanktionen, weil diese aus Sicht der Vereine den großen Teil friedlicher Fans unverhältnismäßig treffen würden.
Ein zentraler Punkt ist für die Clubs die Prävention. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit in den Stadionallianzen sei essenziell für große Fußballveranstaltungen. Deshalb fordern sie, dieses Modell bundesweit an allen Standorten umzusetzen. Außerdem wolle man den Dialog mit Fans und ihren Vertretungen in geeigneten Gesprächsformaten weiter intensivieren.
Auch beim Thema Stadionverbote positionieren sich die Vereine deutlich. Sie wollen die bestehenden lokalen Stadionverbotskommissionen beibehalten. Einen Automatismus, bei dem bereits die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens automatisch ein Stadionverbot nach sich zieht, halten sie für nicht zielführend. Stattdessen müssten Verfahren schneller und individueller belastbar sein, damit Vereine auf einer besseren Grundlage entscheiden können. Stadionverbote seien ein präventives Instrument, das in zeitlicher Nähe zu Vorfällen konsequent angewendet werden müsse – aber nur, wenn die Vorfälle nachweislich belastbar und individuell zuordenbar sind. Eine zentrale Instanz dürfe aus Sicht der Clubs nur Rechts- und Fachaufsicht übernehmen.
Zum Schluss kündigen die Vereine an, den Dialog mit dem Innenministerium Baden-Württemberg weiter zu intensivieren. Ziel seien „praktikable, faire und tragfähige Lösungen“. Die gemeinsame Botschaft der Clubs lautet: Fankultur erhalten, Sicherheit garantieren und dabei im Gespräch bleiben.