Stuttgart (dpa/lsw) – Ministerpräsident Winfried Kretschmann kommt zwar selbst nach eigenen Worten kaum zum Fußballgucken – die verlorene Kraftprobe mit dem Fußball-Weltverband FIFA um die «One-Love»-Kapitänsbinde hält er aber für beklagenswert. Obwohl er Fußballfan sei, habe er sich mit dem Thema nicht beschäftigen können, weil er keine Zeit gehabt habe, sagte Kretschmann in Stuttgart. Aber: «Spontan, muss ich sagen, finde ich das bedauerlich, was die FIFA da beschlossen hat.»
Die Auseinandersetzung zwischen acht europäischen Verbänden und dem Weltverband FIFA um das Tragen der «One Love»-Kapitänsbinde mündete in den Verzicht der Teams um Deutschland oder England auf die Geste. Vor wenigen Wochen hatte Kretschmann gesagt, dass er die umstrittene Winter-WM nicht unbedingt nach Katar vergeben hätte, sich dennoch das eine oder andere Fußballspiel anschauen wolle. Bei der WM in Katar trifft Deutschland am 23. November im ersten Gruppenspiel auf Japan. Das reiche Emirat Katar und damit auch die WM stehen wegen Menschenrechtsverstößen und wegen des Umgangs mit Arbeitern aus anderen Ländern schon lange in der Kritik.
Der Kölner Handelsriese Rewe beendet wegen der FIFA-Entscheidung zur «One-Love»-Armbinde ab sofort die Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Bund. Das Unternehmen wolle sich in aller Deutlichkeit von der Haltung des Weltverbands FIFA und den Äußerungen von Präsident Gianni Infantino distanzieren und werde deshalb auf seine Werberechte aus dem bestehenden Vertrag mit dem DFB insbesondere im Kontext der Weltmeisterschaft verzichten, sagte Konzernchef Lionel Souque am Dienstag.
«Wir stehen ein für Diversität – und auch Fußball ist Diversität», sagte Souque. «Die skandalöse Haltung der FIFA ist für mich als CEO eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan absolut nicht akzeptabel.» Der DFB hatte am Montag mitgeteilt, dass Kapitän Manuel Neuer bei der WM entgegen der ursprünglichen Planung doch nicht mit der «One-Love»-Kapitänsbinde auflaufen werde. Dazu entschieden sich der DFB und die anderen beteiligten europäischen Verbände wegen angedrohter FIFA-Sanktionen.
Rewe hatte bereits im Oktober dem DFB mitgeteilt, den langjährigen Partnerschaftsvertrag nicht weiterzuführen – damals noch ohne inhaltliche Verbindung zur Weltmeisterschaft. Nach den aktuellen Entscheidungen der FIFA stelle der Konzern den Vertrag mit dem DFB aber ab sofort ruhend und verzichte auf Werberechte, hieß es in Köln. Dies habe das Unternehmen dem DFB bereits mitgeteilt. Das bei REWE derzeit erhältliche Sammelalbum werde ab sofort gratis abgegeben, die Kosten dafür trage das Unternehmen, kündigte der Handelsriese an. Die bisherigen Erträge des Albums werde Rewe nach Ablauf der Promotion vollständig spenden. Der deutschen Nationalmannschaft und allen Spielern wünscht Rewe trotz des Schritts ausdrücklich viel Erfolg für die WM. «Wir stehen an eurer Seite und fiebern mit euch mit!», sagte Souque.