Kommunen in Baden-Württemberg dürfen Elterntaxis leichter einschränken

17. September 2025 , 16:48 Uhr

Region (dpa/dk) – Hupen, Stau und riskante Wendemanöver: Vor vielen Schulen in Baden-Württemberg sorgt das morgendliche Verkehrschaos durch sogenannte „Eltern-Taxis“ seit Jahren für Diskussionen. Nun hat die Landesregierung neue rechtliche Grundlagen geschaffen, mit denen Kommunen einfacher und rechtssicher Schulstraßen und Schulzonen einrichten können. Ziel ist es, Kinder sicherer zur Schule zu bringen – ohne dass Mütter oder Väter sie direkt vor dem Schultor absetzen.

Neue Möglichkeiten für Städte und Gemeinden

Mit einem Erlass gibt das Verkehrsministerium den Kommunen zusätzliche Mittel an die Hand. So können Straßenabschnitte vor Schulen künftig zu Beginn und Ende des Unterrichts für Autos gesperrt werden. In sogenannten Schulzonen kann eine Straße sogar dauerhaft für den Verkehr geschlossen werden – etwa dann, wenn sie ohnehin nur als Durchfahrtsstrecke genutzt wird. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) erklärte: „Wir wollen die sogenannten Eltern-Taxis deutlich reduzieren. Denn wenn Kinder aktiv sind, kennen sie sich besser im Verkehr aus, sie bleiben gesund und bewegen sich.“

Unterstützung von ADAC und Verkehrswacht

Auch die Verkehrswacht und der ADAC raten Eltern zum Umdenken. Kinder sollen lernen, sich selbstständig im Straßenverkehr zu bewegen – und dabei Freunde treffen, was ihre sozialen Kompetenzen stärke. Für Eltern, die nicht auf das Auto verzichten können, bieten sich sogenannte Elternhaltestellen im Umfeld der Schulen an. Dort können Kinder aussteigen und die letzten Meter zu Fuß gehen, wodurch gefährliche Situationen direkt vor den Schultoren entschärft werden.

Unfallzahlen auf dem Schulweg

Nach Angaben des Ministeriums gab es im vergangenen Jahr 378 Verkehrsunfälle auf dem Schulweg, etwas weniger als im Jahr zuvor (423). Ob Eltern-Taxis daran direkt beteiligt waren, wird statistisch nicht erfasst. Klar sei aber: Vor den Schultoren entstehe Gefahr, wenn Autos direkt vor den Gebäuden halten oder anfahren – sei es vor Unterrichtsbeginn oder danach.

Programm „Movers“ soll helfen

Der neue Erlass ist Teil des Programms „Movers“, das Familien dazu bewegen soll, auf das tägliche Autofahren zur Schule zu verzichten. Seit dem Start der Kampagne stehen Kommunen und Schulen geschulte Berater zur Seite, die Konzepte für mehr Mobilität und sichere Rad- oder Fußwege entwickeln. Ziel ist es, die Zahl der Elterntaxis bis 2030 zu halbieren. „Kinder sollen ihre Wege zu Fuß, mit dem Tretroller oder mit dem Fahrrad sicher zurücklegen“, forderte Hermann.

Praktisch, aber riskant

Warum viele Eltern dennoch fahren, zeigt eine Umfrage von VBE, Deutschem Kinderhilfswerk und Verkehrsclub Deutschland: Bei einer Schule mit 1.000 Schülern kommen zu Stoßzeiten im Schnitt 170 Autos gleichzeitig an. Gründe sind vor allem Zeitersparnis, Anschlusstermine oder schlechtes Wetter. Die Sorge um den unsicheren Schulweg spielt dagegen eine eher untergeordnete Rolle.

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