Karlsruhe (dpa/lk) – Frank Mentrup bleibt Oberbürgermeister in Karlsruhe. Der 56-Jährige erreichte am Sonntag 52,55 Prozent der Stimmen, wie die Stadt Karlsruhe am Abend mitteilte. Mentrup war auch von den Grünen unterstützt worden. Damit wird der SPD-Mann für weitere acht Jahre die Geschicke der Fächerstadt leiten. Für die meiste Diskussion sorgte im Wahlkampf die Verkehrspolitik. Umstritten war etwa Mentrups Vision der autofreien City. Auch die Führungskrise beim Badischen Staatstheater brachte negative Schlagzeilen. Mentrup, der mit dem Motto „Karlsruhe. Gemeinsam. Gestalten.“ angetreten war, will nun noch intensiver Belange des Umwelt- und Naturschutzes, Klimapolitik sowie die Teilhabe aller in einer offenen Gesellschaft umsetzen.
Abstand, Maske und eigenen Stift mitbringen – die Karlsruher OB-Wahl lief anders ab als sonst. Doch Wahlleiterin Edith Wiegelmann-Uhlig war zufrieden, was das Verhalten der Wähler anging: „Es ist alles diszipliniert abgelaufen.“ Mentrups stärkster Konkurrent, Sven Weigt von der CDU (49), Bürgermeister von Karlsdorf-Neuthard, konnte 25,36 Prozent der Stimmen auf sich verbuchen. Die Stadträtin Petra Lorenz (53), die für die Freien Wähler/Für Karlsruhe antrat, errang 8,71 Prozent, der parteilose Standesbeamte Marc Nehlig (26) kam auf 6,37 Prozent. AfD-Gemeinderat Paul Schmidt (54) erreichte 4,11 und Vanessa Schulz (39) von „Die Partei“ kam auf 2,79 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,4 Prozent. Mit 308.988 Einwohnern (Stand Ende Juli) ist Karlsruhe nach Stuttgart und Mannheim die drittgrößte Kommune in Baden-Württemberg.
Mentrup zeigte sich direkt nach der Wahl sehr erleichtert. Im Interview mit der neuen welle sagte er: „Riesen Erleichterung, da fällt so richtig was von einem ab. Natürlich ist das ein großer Ansporn und auch eine große Herausforderung. Und natürlich ist das auch ein großer Vertrauensbeweis. Die Zeiten werden ja nicht einfacher und ich sehe das als starken Rückenwind für die politische Kultur, die ich in den letzten acht Jahren gepflegt hab.“ Bei seiner Wahl zum Oberbürgermeister vor acht Jahren war er jedoch noch unbekümmerter und die Wahl sei ihm damals leichter gefallen: „Da dachte ich, wenn ich eine gute Figur abgebe, wird das schon klappen. Jetzt, wo man an allem gemessen wird und jeder einen kennt, habe ich deutlich mehr Demut und Respekt vor dem Ergebnis und dem Auftrag, der dahinter steht.“ Vor acht Jahren hatte Mentrup die langjährige CDU-Bastion im ersten Anlauf überraschend mit 55,25 Prozent gewonnen. Er konnte sich damals klar gegen seinen schärfsten Konkurrenten von der CDU, Ingo Wellenreuther, durchsetzen, der auf 35,41 Prozent kam.
Mentrup lobte den äußerst fairen und ehrlichen Wahlkampf: „Man hat gespürt, dass sich die Menschen mit dem Thema beschäftigen. Und dann zu durchaus positiven Ansagen mir gegenüber kommen. Manche aber auch nicht und das ist ja auch eine gute und ehrliche Geschichte.“ Der Wahlkampf sei sachorientiert und fair gewesen. „Vielleicht lag es auch dadurch, dass kein Publikum da war. Aber ich ziehe den Hut vor allen Kandidaten, dass es ohne persönliche Attacken geklappt hat. Das ist ein schönes Zeichen für die Stärke unserer Demokratie.“
CDU-Herausforderer Weigt gehörte zu den ersten Gratulanten, betonte aber: „Ich hoffe, dass Karlsruhe die Finanzen und die anderen Probleme in den Griff bekommt und zukünftig stärker als bisher mit der Region zusammenarbeitet.“ Weigt hatte schnell gemerkt, dass es heute für ihn eng wird: „Unser Ziel war die 50 Prozent im ersten Wahlgang zu verhindern. Aber es hat sich früh abgezeichnet, dass das nicht funktioniert.“ Seiner Meinung nach hatte das persönliche Gespräch mit den Bürgern in diesem von Corona geprägten Wahlkampf gefehlt. Dadurch konnte er nach eigener Aussage nicht genug an Bekanntheit gewinnen. Doch ab morgen möchte er sich als Bürgermeister von Karlsdorf-Neuthard wieder voll und ganz seinem bisherigen Job widmen.
Einen Achtungserfolg errang der Youngster unter den Kandidaten. Der Politik-Neuling Marc Nehling kommt mit 6,36 Prozent der Stimmen auf Platz 4. Er selbst ist mit diesem Ergebnis sehr zufrieden: „Das ist ganz überwältigend, wenn man keine Erfahrungen hat und quasi aus dem Nichts kommt. Das baut mich auf und macht mich sehr glücklich.“ Der parteilose Kandidat hat den Wahlkampf als „Ein-Man-Armee“ erledigt. Er wird jetzt in seinem Beruf als Standesbeamte bei der Stadt Karlsruhe weiterarbeiten. Seinem Verhältnis zu Mentrup habe dieser Wahlantritt keinen Abbruch getan, so Nehlig.