In Neustadt helfen Iglus Obdachlosen durch den Winter

15. Januar 2025 , 16:30 Uhr

Neustadt (pl) – In den kalten Wintermonaten sind Obdachlose einem gefährlichen Risiko ausgesetzt: dem Kältetod. In Neustadt an der Weinstraße ist ein Projekt entstanden, das hier ansetzt – mit den sogenannten Kälte-Iglus. Diese bieten obdachlosen Menschen einen Schutz vor der eisigen Kälte – ohne bürokratische Hürden.

Iglus konnten schon viele Leben retten

In vielen Städten werden Notunterkünfte zur Verfügung gestellt, doch nicht jeder möchte oder kann diese Angebote nutzen. Robin Rothe, Leiter der Tagesbegegnungsstätte für Obdachlose Lichtblick, erklärt: „Mit unseren Kälte-Iglus gehen wir auf obdachlose Menschen zu, die nicht in diese Notunterkünfte eingewiesen werden können oder wollen.“ Diese Iglus sind aus Isoliermaterial gebaut und können einen Temperaturunterschied von bis zu 20 Grad zur Außentemperatur herstellen, wenn jemand darin Schutz sucht.

„Der Clou ist, dass es unbürokratisch abläuft. Es ist keine Anmeldung nötig“, sagt Rothe. Betroffene können den bekannten Platz aufsuchen, sehen, ob ein Iglu frei ist, und es nutzen. Bereits letzten Winter hatte es viele Leben retten können.

Mehr als nur Kälte-Schutz: Eine gesellschaftliche Diskussion anstoßen

Durch das Projekt wird das Thema Obdachlosigkeit auch in die öffentliche Diskussion gebracht. „Die Idee, Obdachlosigkeit mit ein paar Kälte-Iglus zu besiegen, ist natürlich absoluter Nonsens. Wir wollen der Obdachlosigkeit vielmehr begegnen. Wir wollen das Phänomen der Obdachlosigkeit wahrnehmen, so wie es ist“, erklärt Rothe. Das Projekt habe im letzten Jahr dazu geführt, dass viele Menschen Kontakt zu Hilfsorganisationen aufnahmen und zurück in die Unterstützungsnetzwerke integriert wurden. Die Stadt Neustadt stellt die Flächen und Bauzäune zur Verfügung, während die Tagesbegegnungsstätte Lichtblick die Anschaffung der Iglus sowie die mobile Toilette übernimmt.

Wie kann jeder Einzelne helfen?

Rothe betont, dass man sich nicht scheuen sollte, im Zweifelsfall die Polizei oder den Rettungsdienst zu rufen, wenn man einen obdachlosen Menschen in einer Notsituation sieht. Oft könnten sich die Betroffenen nicht selbst helfen, da „sie entweder keinen Zugang zu Smartphone oder Elektrizität haben oder auch nicht mehr in der Lage sind, Strecken auf sich zu nehmen, zum Beispiel zur nächsten Polizeistation oder zum nächsten Krankenhaus“, berichtet Rothe.

„Eine schwachsinnige Diskussion“

Im letzten Jahr gab es hitzige Diskussionen, ob die Iglus sinnvoll sind, wenn gleichzeitig in anderen Bereichen der Gesellschaft unterschiedliche Formen von Armut thematisiert werden. „Es wird oft versucht, Armut gegen Armut auszuspielen, etwa gegen die Versorgung von Asylbewerbern“, erklärt Rothe. „Das ist eine schwachsinnige Diskussion, die am Ende nur Verlierer erzeugt.“ Er wirbt stattdessen dafür, gemeinsam zu diskutieren, wie man obdachlosen Menschen sonst noch helfen kann.

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