Im Südwesten starten Tarifgespräche im Einzelhandel

13. April 2023 , 05:27 Uhr

Die Positionen für die Tarifverhandlungen für die 490 000 Beschäftigten im baden-württembergischen Einzelhandel sind festgezurrt: Die Gewerkschaft Verdi will 15 Prozent mehr Geld – und der Handelsverband Baden-Württemberg weist die Forderung als überzogen zurück. Nun starten die Tarifparteien am Donnerstag (10.30 Uhr) in Stuttgart ihre Verhandlungen. Damit wird bundesweit die Tarifrunde im Einzelhandel eingeläutet. Die Tarifgespräche werden traditionell regional geführt.

Harte Tarifverhandlungen erwartet

Die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands, Sabine Hagmann, sagte: «Angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und speziell der schwierigen Lage im Einzelhandel gehen wir von den härtesten Tarifverhandlungen seit Langem aus.» Die vielen Insolvenzen großer Handelsunternehmen zeigten, wie prekär die Lage im Einzelhandel sei. «Es wird wichtig sein, dass auch Arbeitnehmer angesichts der aktuellen Situation Verantwortung übernehmen, um das Überleben des stationären Einzelhandels zu sichern», sagte Hagmann.

Preise erhöht

Von Lohnzurückhaltung will Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Krüger nichts wissen. «Die Einzelhandelsunternehmen konnten sich von gestiegenen Kosten entlasten, indem sie ihrerseits die Preise erhöhten.» Jetzt sei es Zeit, den Beschäftigten, die seit über einem Jahr der extremen Inflation ausgesetzt seien, kräftige Entgelterhöhungen zukommen zu lassen: «Am besten geht dies mit tabellenwirksamen Anhebungen, denn sie sind nachhaltig und tragen zu angemessenen Altersrenten im Alter bei.»

Warnstreiks könnten folgen

Es dürften zähe Gespräche werden, erste Warnstreiks könnten bald folgen. Im Einzelhandel ist es Tarifexperten zufolge für die Gewerkschaft besonders schwierig, Druck auf Arbeitgeber auszuüben. Denn der Organisationsgrad sei niedriger als in anderen Branchen, heißt es. Das liege auch daran, dass viele Teilzeit-Beschäftigte in vielen Betrieben besonders schwer zu organisieren seien. Die längste Tarifrunde der vergangenen Jahren im Handel wurde in Baden-Württemberg im Jahr 2008 beendet – 18 Monate dauerte es damals, bis eine Lösung am Verhandlungstisch erzielt wurde. Begleitet wurden die Gespräche damals von zahlreichen Streikaktionen.

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