Horb am Neckar (dpa/tk) – Vor dem Absturz der Gondel auf der Brückenbaustelle in Horb mit drei Toten ist das Seil gerissen, an dem die Arbeitsgondel hing. «Es gibt ein gerissenes Seil, an dem die Gondel befestigt war», sagte ein Sprecher der Polizei. Die Ermittlungen gehen weiter. Derzeit würden mehrere Zeugen und Augenzeugen befragt.
Die drei Bauarbeiter waren schon beim Eintreffen der Rettungskräfte nicht mehr am Leben. «Es konnte nur noch der Tod festgestellt werden», sagte der Sprecher der Feuerwehr in Horb am Neckar, Jan Straub. Die Gondel mit den Männern im Alter von 40 bis 46 Jahren sei aus großer Höhe abgestürzt. Die Brückenbaustelle sei zwischen 40 und 100 Meter hoch.
Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen bestiegen die drei Bauarbeiter am Dienstag gegen 12.30 Uhr die Transportgondel auf der Baustelle der Neckartalbrücke B32. Diese war mit einem Stahlseil befestigt und wurde durch einen Kran nach oben befördert, um die Personen zu ihrem Arbeitsbereich auf einen Brückenpfeiler zu fahren. Aus noch ungeklärter Ursache riss das Stahlseil und die Gondel stürzte in die Tiefe.
Bisherigen Erkenntnissen der Polizei zufolge war die Gondel nicht überladen. Es handele sich um eine Personentransportgondel. «Die Nutzung durch drei Personen entsprach den Vorgaben», sagte ein Polizeisprecher.
Die Polizei will nicht nur Augenzeugen befragen, wie ein Polizeisprecher erklärte. Auch weitere Mitarbeiter und Menschen, die mit der Baustelle zu tun hatten wie Behörden, sollen vernommen werden.
Die Großbaustelle an der Hochbrücke, einem der größten Infrastrukturprojekte im Land, wurde unmittelbar nach dem Unfall zunächst für mindestens einen Tag stillgelegt. Wie lange die komplette Baustelle ruht, konnte das Regierungspräsidium Karlsruhe nicht sagen.
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. «Dies ist ein fürchterlicher Unfall. In Gedanken bin ich bei den Angehörigen der Verunglückten», sagte er. Er dankte zudem den Notfallseelsorgern vor Ort. «Auch für die Kolleginnen und Kolleginnen an der Baustelle in Horb ist das nur schwer zu verkraften.»
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder, Landrat Klaus Michael Rückert und Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger zeigten sich ebenfalls tief erschüttert. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es: «Es macht uns tief betroffen, dass heute drei Menschen bei einem furchtbaren Unfall ums Leben gekommen sind. Das ist einer der schwersten Arbeitsunfälle, den es je auf einer Straßenbaustelle im Land gegeben hat.»
Rosenberger war direkt nach dem Unglück vor Ort. Der Verkehrsminister möchte zusammen mit der Regierungspräsidentin am Mittwoch an der Unglücksstelle der Opfer gedenken.
Die Hochbrücke ist Teil eines umfangreichen Straßenbauprojekts. Sie soll künftig den Verkehr auf der B32 über das Neckartal führen. Bisher führt die Bundesstraße ins Tal hinunter und durch die Innenstadt von Horb.
Nach Angaben des Regierungspräsidiums Karlsruhe soll die Brücke 2.100 Meter lang werden und bis zu 90 Meter hoch sein. Die Verkehrsfreigabe war demnach bis voraussichtlich 2028 geplant.