Hohe Belastung - Lehrkräfte geben Regierung schlechte Noten

09. April 2024 , 04:26 Uhr

Lehrerinnen und Lehrer an Schulen in Baden-Württemberg stellen der Landesregierung in der Bildungspolitik ein schlechtes Zeugnis aus. Wie aus einer Umfrage der Gewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) hervorgeht, gaben Grundschullehrkräfte dem Land im Schnitt die Note 4,5. Lehrkräfte an Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen gaben eine 4,7. «Die Politik verspielt ihren letzten Kredit bei den Lehrerinnen und Lehrern – das Ergebnis ist ein geradezu ernüchterndes Zeugnis», sagte VBE-Chef Gerhard Brand bei der Vorstellung der Umfrage in Stuttgart.

Zu hohe Arbeitsbelastung

Als Grund für die Unzufriedenheit unter den Lehrkräften nannte Brand unter anderem eine hohe Arbeitsbelastung. «Die Lehrkräfte beklagen, dass ihnen zu viele Zusatzaufgaben aufgebürdet werden und dass sie mit Bürokratie zu kämpfen haben», sagte Brand. Der Umfrage zufolge gaben an den Grundschulen rund 98 Prozent der Befragten an, eine hohe oder eher hohe Arbeitsbelastung zu verspüren. An den weiterführenden Schulen waren es sogar 99 Prozent. «Man muss keine Glaskugel haben, um zu sehen, dass Ausfälle bei einer zu hohen Arbeitsbelastung vorprogrammiert sind und diese kompensiert werden müssen», sagte Brand. Das sei ein Teufelskreis, denn das führe für die verbleibenden Lehrkräfte zu Mehrarbeit.

Als weitere Gründe für die Belastung nannten die Befragten an den Grundschulen die große Heterogenität in den Klassen und zusätzliche Förderprogramme des Kultusministeriums. An den weiterführenden Schulen gaben die Lehrkräfte Disziplinschwierigkeiten als derzeit größte Belastung an.

Mehrheit trotzdem gerne Lehrer

Trotz der schlechten Noten übt der Umfrage zufolge die Mehrheit der Lehrkräfte ihren Job gerne aus. Unter den Grundschullehrkräften gaben das gut drei Viertel an, unter den Sekundarlehrkräften gut zwei Drittel.

Darauf stürzt sich Kultusministerin Theresa Schopper, wenn sie sagt: «Eine wichtige Botschaft ist, dass eine überwältigende Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer ihren Beruf gerne ausübt.» Man wisse, dass aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen auch in den Schulen aufschlagen würden. «Schule ist nun mal ein Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklung», sagte die Grünen-Politikerin. Man verwende enorme Energie darauf, die Rahmenbedingungen für Lehrkräfte trotz des Fachkräftemangels stetig zu verbessern.

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