Hauptangeklagter in Waffenprozess muss dreieinhalb Jahre in Haft

31. August 2021 , 12:15 Uhr

Wildberg/Tübingen (dpa/lk) – Im Prozess um den Aufbau eines Waffenlagers ist der Hauptangeklagte aus Wildberg im Kreis Calw zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte unzählige Waffen und Munition gehortet und mit Sprengstoff experimentiert. Er wollte eine Bürgerwehr aufbauen, sagt er vor Gericht. Was er wirklich vorhatte, bleibt aber auch nach dem Urteil ungeklärt.

Dreieinhalb Jahre Gefängnis

Über mehrere Jahre hinweg hat ein 37-Jähriger im Landkreis Calw Munition, Waffen- und Schussvorrichtungen gekauft und gehortet. Das Landgericht Tübingen verurteile den gebürtigen Thüringer wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Sprengstoffgesetz und das Waffengesetz am Dienstag zu dreieinhalb Jahren Haft. Laut der Vorsitzenden Richterin versteckte der Angeklagte die Waffen, darunter auch vier Kriegswaffen, an verschiedenen Orten. Er hatte sein illegales Waffenlager zu Hause, in Lagerhallen in Ostelsheim und Simmozheim und in Erdbunkern. Sogar im Wickelzimmer seiner wenigen Monate alten Tochter fanden die Ermittler eine scharfe Waffe.

Für den Verteidigungsfall ausstatten

Mehr als eine Stunde lang hatte der Staatsanwalt zu Prozessbeginn rund 1.000 Beweismittel aufgezählt. Der Angeklagte hatte bereits zu Prozessbeginn Anfang Juli zugegeben, das riesige Waffenlager aufgebaut zu haben. „Ich habe 2015 aufgrund der Flüchtlingskrise damit begonnen und mich wegen der Unruhen bedroht gefühlt“, sagte er. Er habe Angst vor Anschlägen gehabt und habe Menschen gesucht, die im Notfall mit ihm kämpfen könnten. Im Fall der Fälle habe er fünf bis sechs Menschen mit Kurz- und Langwaffen ausstatten wollen. „Ich glaube Ihnen das nur bedingt. Es mag sein, dass die Flüchtlingskrise für Sie Auslöser war“, sagte die Vorsitzende Richterin nach dem Verlesen des Urteils. Warum er für den geplanten Aufbau einer Bürgerwehr aber auch Schalldämpfer besorgte, sei ihr unklar.

Utensilien für Sprengstoffherstellung

Die Ermittler hatten bei dem Hauptangeklagten auch Bücher über Sprengstoff und Munition gefunden. Vor Gericht bestritt der Mann, Sprengsätze gebaut zu haben. Die Chemikalien habe er zum Pökeln und wegen seiner Schweißfüße bestellt, argumentierte der Angeklagte. Für das Gericht stand jedoch fest, dass er Chemikalien für den Bau von kleineren Sprengsätzen besaß und auch Probesprengungen vornahm. „Wir konnten nicht aufklären, was sie mit dem Sprengstoff wollten. Das ungute Gefühl bleibt“, sagte die Richterin.

Komplizen erhalten Bewährungsstrafen

Die drei Komplizen des Angeklagten wurden zu Bewährungsstrafen und Sozialstunden verurteilt. Laut Gericht haben sie nach der Festnahme des Hauptangeklagten im August vergangenen Jahres einen Teil des Waffenarsenals weg gebracht, um den Hauptangeklagten zu schützen. Seine 24-jährige Lebensgefährtin wurde zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilt, zwei 48 und 43 Jahre alten Männer zu einem Jahr und drei Monaten beziehungsweise zu acht Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

https://www.die-neue-welle.de/blaulicht/urteil-im-prozess-um-illegales-waffenlager-in-wildberg-erwartet

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