Handelskonflikt mit den USA: Südwestwirtschaft warnt vor massiven Folgen

03. April 2025 , 15:38 Uhr

Baden-Württemberg (dpa/dk) – Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle auf Importe sorgen für große Besorgnis in der exportstarken Wirtschaft Baden-Württembergs. Besonders betroffen: Der Automobilsektor, die Pharmaindustrie und der Maschinenbau – allesamt Schlüsselbranchen im Südwesten.

Ernsthafte Bedrohung

Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sieht in den neuen US-Zöllen eine ernsthafte Bedrohung für den Wohlstand: „Das nun vom US-Präsidenten verkündete Strafzollpaket könnte das Ende des liberalen Handels markieren“, warnte sie. Das könne ein Wendepunkt in einer Entwicklung sein, die seit dem Zweiten Weltkrieg für Wachstum und steigenden Lebensstandard gesorgt habe.

Rückläufige Exporte bereits 2024

Schon im Jahr 2024 verzeichnete Baden-Württemberg rückläufige Exporte in die USA: Laut Statistischem Landesamt wurden Waren im Wert von 34,8 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten geliefert – das entspricht einem Minus von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit setzte sich ein Abwärtstrend fort, der sich bereits seit dem Rekordjahr 2022 (39,4 Milliarden Euro) abzeichnet.

Die wichtigsten Exportgüter aus dem Südwesten waren:

Damit ist klar: Gerade die Industrien, in denen Baden-Württemberg führend ist, würden durch Strafzölle empfindlich getroffen. Im Land haben nicht nur Konzerne wie Mercedes-Benz, Porsche, Audi, Bosch, ZF und Mahle ihren Sitz, sondern auch international tätige Maschinenbauer wie Voith, Dürr, Trumpf oder Hermle.

Ministerin warnt vor Handelskrieg

Nicole Hoffmeister-Kraut betonte: „Die Auswirkungen derart willkürlicher Strafabgaben sind gravierend und lassen sich im Einzelnen noch nicht beziffern.“ Sicher sei aber, dass alle Seiten betroffen seien – auch Verbraucher und Unternehmen in den USA. „Ich warne vor einem Aufschaukeln von Zöllen und damit verbunden noch stärker steigenden Preisen.“

Statt Konfrontation setzt die Ministerin auf Dialog: „Angesichts der engen wirtschaftlichen Verflechtungen unserer Wertschöpfungsketten mit dem amerikanischen Markt halte ich es für unabdingbar, dass wir auf den Dialog mit der US-Regierung setzen und nach gemeinsamen Lösungen suchen.“

EU soll entschlossen reagieren

Von der Europäischen Union erwartet Hoffmeister-Kraut nun ein geschlossenes und besonnenes Vorgehen. Baden-Württemberg ist mit 14,4 Prozent seiner Gesamtausfuhren besonders stark vom US-Markt abhängig – das betrifft nicht nur Großkonzerne, sondern auch viele mittelständische Betriebe mit jahrzehntelangen Geschäftsbeziehungen und Produktionsstandorten in den Vereinigten Staaten.

Ein Handelskrieg, so das Fazit der Ministerin, könne nicht im Interesse exportorientierter Nationen liegen – und schon gar nicht im Interesse Baden-Württembergs.

Anzeige
Außenhandel Automobilindustrie Baden-Württemberg Donald Trump Exportwirtschaft Handelskonflikt IHK Region Stuttgart Maschinenbau Nicole Hoffmeister-Kraut Pharmaindustrie Rückgang Exporte Strafzölle USA

Das könnte Dich auch interessieren

29.07.2025 Kretschmann: Zolldeal mit USA wird teuer für den Südwesten Baden-Württemberg (pm/dk) - Der kürzlich geschlossene Zolldeal zwischen der Europäischen Union und den USA sorgt für Unruhe im Südwesten. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) äußerte sich am Montag in Stuttgart kritisch zu den wirtschaftlichen Auswirkungen für Baden-Württemberg: „Das wird für die Industrie in Baden-Württemberg richtig teuer.“ 21.07.2025 Künftig weniger Bürokratie bei Eröffnung einer Gaststätte Stuttgart (dpa/tk) - Wer in Baden-Württemberg eine Kneipe, ein Café oder ein Restaurant eröffnen will, soll dafür künftig deutlich weniger Formulare ausfüllen müssen. Das sieht ein Änderungsentwurf des Gaststättengesetzes vor, den die grün-schwarze Landesregierung in dieser Woche auf den Weg bringen will. Das Genehmigungsverfahren soll sich dadurch deutlich vereinfachen. 01.12.2025 «Wir können Auto» – Özdemir wirbt für bodenständige Grüne Hannover/Stuttgart (dpa/tk) - Autoland, Aufstieg, klare Kante gegen Kriminalität: Spitzenkandidat Cem Özdemir will die Grünen als bodenständige Fortschrittspartei aufstellen. Am 8. März ist Landtagswahl in Baden-Württemberg. 29.11.2025 Menschen in Baden-Württemberg spenden 2025 bisher weniger Baden-Württemberg (dpa/dk) – Kurz vor der Adventszeit zeigt eine Zwischenbilanz des Deutschen Spendenrats: Die Menschen in Baden-Württemberg spenden 2025 bisher spürbar weniger als im Jahr davor. Von Januar bis Ende September kamen im Südwesten rund 373,5 Millionen Euro zusammen. Das sind 32 Prozent weniger als im vergleichbaren Zeitraum 2024, als noch 546,1 Millionen Euro gespendet wurden. Auch die durchschnittliche Spende ist leicht gesunken – von 38 auf 36 Euro.