Gondelsheim (dk) - Es ist fast ein halbes Jahr her - seit August 2024 ist für viele Menschen in Gondelsheim und Teilen Bruchsals nichts mehr wie es mal war. Ein verheerendes Unwetter zieht nachts über die beiden Orte, die Einwohner wachen auf mit vollgelaufenen Kellern, überfluteten Straßen und zerstörten Existenzen. Und als wäre das nicht schlimm genug, kommt bis heute kein Geld vom Land. Wie kann das sein? Wir haben nachgefragt!
Aber was ist damals, am 14. August 2024 passiert. Gondelsheims Bürgermeister Markus Rupp erinnert sich:
Das war tatsächlich ein Unwetter fast biblischen Ausmaßes. Es war eine Gewitterzelle, die über Gondelsheim und über Stadtteilen von Bruchsal einfach für fast zwei Stunden stehen geblieben ist. Wir haben damals in Gondelsheim eine Regenmenge erlebt von 150 Litern auf den Quadratmeter. So was hat es in Gondelsheim noch nicht gegeben [...]. Normalerweise hat die Saalbach so 10/15 Zentimeter und dann war das Dorf quasi in der Zange zwischen den landwirtschaftlichen Gräbern und der Saalbach, die über ihre Ufer gegangen ist.
Auch wir waren damals vor Ort - in Bruchsal-Heidelsheim. Hier zeigten sich ähnliche Bilder:
Die Menschen haben sich nicht nur gegenseitig unterstützt - aus der ganzen Region kam Hilfe. Viele haben vor Ort mit angepackt, viele haben Geld gespendet. Nur vom Land kam bis heute noch nichts. Der Grund dafür: Automatische Hilfe gibt es nur bei großflächigeren Ereignissen. Genauer schreibt uns das Innenministerium von Baden Württemberg:
Die Gewährung von Landeshilfen nach den Richtlinien des Innenministeriums kommt nur nach einem außergewöhnlichen, unvorhergesehenen, großräumigen und zeitgleich ausgelösten Ereignis mit einer Vielzahl stark Betroffener und bei einer erheblichen Schadenssumme in Betracht, dessen Bewältigung die Leistungsfähigkeit der örtlichen Ebene deutlich überschreitet. Dies war beispielsweise bei dem zusammenhängenden Unwetterereignis vom 30. Mai bis 3. Juni 2024 in den Regierungsbezirken Stuttgart und Tübingen der Fall. Für ein regionales Unwettergeschehen wie in Bruchsal und Gondelsheim gilt das – wie auch für andere in den Sommermonaten 2024 gemeldete Starkregenereignisse – hingegen nicht.
Der Gondelsheimer Bürgermeister versteht die Welt nicht mehr und muss ach ein halbes Jahr später noch kämpfen:
Ich habe in einem offenen Brief noch mal den Innenminister und den Ministerpräsidenten angeschrieben mit der Bitte, dass man Gondelsheim und Bruchsal berücksichtigt. [...] Bisher sind wir leider auf taube Ohren in Stuttgart gestoßen. Ich habe auf meinen offenen Brief noch nicht mal eine Antwort bekommen. Was man uns angeboten hat, ist eine Förderkonferenz im Regierungspräsidium über Förderprogramme, uns zu helfen. Aber das ist besser wie nichts.
Tatsächlich ist es nicht aussichtslos. Denn mit einer Schadenssumme von über 100 Millionen Euro sind Förderungen für Gondelsheim und Bruchsal grundsätzlich möglich - allerdings muss darüber noch beraten werden. Trotzdem gibt es Grund zu Optimismus - das Innenministerium schreibt:
Wichtig ist: Dies heißt nicht, dass Gondelsheim keine Unterstützung seitens des Landes erfährt. Stattdessen werden alle in Betracht kommenden regulären Fachförderprogramme daraufhin überprüft, ob einzelne Maßnahmen zu Gunsten der Gemeinde Gondelsheim (und anderer in eine vergleichbare Lage geratenen Gemeinden) priorisiert oder anderweitig vorgezogen werden können [...]. Dennoch lässt sich bereits heute erkennen, dass vorbehaltlich einer abschließenden Prüfung bei einem großen Teil die Möglichkeit einer teilweisen Förderung besteht.
Egal wie das ausgeht - Gondelsheims Bürgermeister Markus Rupp lässt nicht locker. Er betont:
Ich habe auch das Gefühl, man spielt ein bisschen auf Zeit. So nach dem Motto Irgendwann wird sich auch der Bürgermeister in Gondelsheim nicht mehr melden. Das werde ich nicht tun und wir werden an der Sache dran bleiben und dafür kämpfen, dass Gondelsheim zu seinem Recht kommt und gleich behandelt wird!