Gewalt vor dem Derby gegen Kaiserslautern? Jetzt äußert sich die Karlsruher Polizei

05. Mai 2025 , 15:16 Uhr

Karlsruhe (pol/dk) – Ein Derby ohne Choreo der Heim-Fans – das dürfte einige KSC-Fans am Sonntag verwundert haben. Tatsächlich waren aber unschöne Szenen im Vorfeld des Spiels Auslöser für den Boykott. Für die aktive Fanszene war es ein Fall von Polizeigewalt, auch der Verein verurteilt den Polizeieinsatz. Jetzt meldet sich die Polizei zu Wort und erklärt sich.

Fanszene verurteilt Polizeigewalt

Auf Facebook schrieb die Fanszene knapp eine Stunde nach Anpfiff:

Die Polizei hat heute das erste Mal in Uniform die Eingangskontrollen auf unserer Südtribüne „überwacht“. Die Polizeieinheiten positionierte sich direkt in einem der Fluchtwege für die Südtribüne. Die bis dato ruhige Situation am Materialeingang schlug blitzschnell in Polizeigewalt um. Ohne bisherige Vorkommnisse erhielt die Polizei per Funk den Befehl sich zu behelmen und „Platz zu verschaffen“. Fans wurden umgehend zielstrebig von hinten geschoben, bekamen Knüppel auf den Kopf und wurden körperlich hart angegangen. Zudem kam es im engen Eingangsbereich des Stadions zum Einsatz von Pfefferspray.
Außerdem ruft die Fanszene dazu auf Beobachtungen zu notieren und Verletzungen attestieren zu lassen. Auch der Verein meldete sich noch am selben Abend zu Wort. Auf der ofiziellen Website wurde ein kurzes Statement veröffentlicht: „Der Grund der polizeilichen Maßnahmen war für den KSC als Veranstalter nicht ersichtlich. Der KSC distanziert sich von Gewalt jeglicher Art und verurteilt den heutigen unverhältnismäßigen Polizeieinsatz.
Sieht so deeskalierendes Verhalten aus? […]“

Das sagt die Polizei

Knappe 24 Stunden meldet sich die Polizei in einer Pressemitteilung zum Fall. Darin erklären sie, dass vor Ort offensichtlich Mängel bei den Einlasskontrollen festgestellt wurden – KSC Fans und deren mitgeführte Gegenstände seien durch die Mitarbeiter des Ordnungsdiensts nicht ausreichen kontrolliert worden. Der Sicherheitsbeauftragte des KSC sei daraufhin informiert worden – mit der Bitte um Nachbesserung. Da sich trotz dieser Forderung nichts änderte „bestand Seitens der Polizei der Verdacht, dass verbotene Gegenstände in das Stadioninnere gebracht werden sollen“. Daraufhin eskalierte die Situation. Die Polizei beschreibt das in der Pressemitteilung so:

Im weiteren Verlauf sammelten sich rund einhundert offenbar solidarisierende Personen vor den Einsatzkräften, um die Beobachtungen der Polizei bei den Einlasskontrollen zu erschweren bzw. zu verhindern. Hierbei wurden eingesetzte Beamte auch aktiv bedrängt, weshalb weitere Einsatzkräfte hinzugezogen werden mussten. Nachdem mehrere Aufforderungen ignoriert wurden, dieses Verhalten zu unterlassen, drängten Polizeibeamte die Fanszene mit einfacher körperlicher Gewalt zurück. Mit Beginn dieser polizeilichen Maßnahme begannen sich mehrere Personen zu vermummen und warfen vereinzelt Gegenstände gegen die eingesetzten Polizeibeamten. Zur Bewältigung der Lage musste daraufhin kurzfristig auch der Schlagstock eingesetzt werden. Mehreren KSC-Fans gelang es über die Drehkreuze zu klettern und ohne Kontrolle ins Stadioninnere zu gelangen. Nachdem eine größere Anzahl von Einsatzkräften zusammengezogen war, konnte die Lage aber letztendlich schnell bewältigt werden.

Weiter schreibt die Polizei, dass von mehreren Personen die Identität festgestellt wurde. Sie müssen nun mit Strafverfahren unter anderem wegen Beleidigung, Körperverletzung und tätlichem Angriff auf Polizeibeamte rechnen. Außerdem wird betont, dass entgegen einiger Meldungen kein Pfefferspray eingesetzt worden sei. Außerdem seien auch keine Kinder oder Frauen beteiligt gewesen.

Stellungnahme des KSC

Zu den Vorkommnissen vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern sowie der Pressemeldung der Polizei Karlsruhe nimmt der KSC wie folgt Stellung.

Der Sicherheitsbeauftragte des KSC wurde gegen 12 Uhr durch die Polizei informiert, dass Mängel in der Qualität der Einlasskontrolle auf der Südtribüne festgestellt wurden. Auf Rückfrage des Sicherheitsbeauftragten zu detaillierteren Informationen, um als Veranstalter gegen die vermeintlichen Schwachstellen vorzugehen, konnte die Aussage seitens der Polizei nicht konkretisiert werden und keine weiteren Informationen übermittelt werden. Der Sicherheitsbeauftragte informierte umgehend den Veranstaltungsleiter sowie den Bereichsleiter des Sicherheitsdienstes, welche sich zu diesem Zeitpunkt vor Ort im Bereich der Einlasskontrolle befanden. Beide konnten keine sichtbaren Mängel bei der Einlasskontrolle feststellen. Der Veranstaltungsleiter informierte sich bei den vor Ort befindlichen Einsatzkräften der Polizei, welche vermeintlichen Mängel festgestellt wurden. Daraufhin wurde ihm mitgeteilt, dass die Qualität der Personenkontrolle an den Drehkreuzen unzureichend sei. Aus diesem Anlass wurde der eingesetzte Sicherheitsdienst nochmals angewiesen, die Kontrollen intensiv durchzuführen. Weitere Forderungen der Polizei Karlsruhe zur Nachbesserung der Einlasskontrolle sind zu keinem Zeitpunkt an die Verantwortlichen des KSC übermittelt worden.

Der von Seiten der Polizei Karlsruhe in der heutigen Pressemitteilung geäußerte Verdacht, dass verbotene Gegenstände in das Innere des Stadions gebracht werden sollen, wurde den Verantwortlichen des KSC weder zum Zeitpunkt der Einlassphase noch im weiteren Verlauf kommuniziert.

Darüber hinaus verlief die separate Kontrolle der durch die aktive Fanszene mitgeführten Fanutensilien ohne Beanstandungen.  Eine davon abweichende Beurteilung durch die Polizei ist uns bis heute nicht bekannt.

Die Äußerung, dass eingesetzte Beamte der Polizei aktiv bedrängt wurden, wurde durch die vor Ort befindlichen Verantwortlichen des KSC nicht wahrgenommen und kann nicht bestätigt werden. Auch gab es keine hörbare Aufforderung der Polizei an die Fans, das vorgeworfene Verhalten zu unterlassen. Die daraufhin plötzlichen und unerwartet durchgeführten Maßnahmen der Polizei (Einsatz von Schlagstock, Fußtritte sowie Faustschläge gegen Fans) wurden aus Sicht des KSC ohne konkret erkennbaren Anlass durchgeführt und auch nicht angekündigt.
Um den unkontrollierten Zutritt zum Stadion zu vermeiden, wurden die Einlasstore kurzfristig und umgehend geschlossen. Dass einzelne Personen aufgrund der eingetretenen Dynamik über die Drehkreuze geklettert sind, kann nicht ausgeschlossen werden. Die Aussage, dass diese Personen im Vorfeld nicht kontrolliert worden sind, kann nach jetzigem Kenntnisstand nicht bestätigt werden.
Eine weitere Eskalation der Situation konnte durch das gemeinsame kommunikative und somit deeskalierende Eingreifen von Verantwortlichen des KSC sowie von einzelnen Anhängern der aktiven Fanszene verhindert werden. Nach Rücksprache mit dem DRK begaben mehrere Personen, welche durch den Einsatz von Schlagstöcken verletzt wurden, in sanitätsdienstliche Behandlung.

Geschäftsführer Michael Becker: “Wir können die Situation vor Ort sehr gut beurteilen. Es waren mehrere Verantwortliche unseres Clubs zugegen und wurden Augenzeugen des Vorfalls. Alle bestätigen übereinstimmend, dass es zu keinem Zeitpunkt Handlungen der Fans gegeben hat, welche die unverhältnismäßige und gewalttätige Aktion der Polizei auch nur annähernd gerechtfertigt hätte. Zudem bedauern wir, dass Kinder und Familien die Situation als Augenzeugen miterleben mussten. Wir haben die Polizei bereits mit der Bitte kontaktiert, uns die aufgezeichneten Kamerabilder zur Verfügung stellen. Darüber hinaus haben wir als KSC ein klärendes Gespräch mit der Polizeipräsidentin und dem am Spieltag eingesetzten Einsatzleiter angefragt. Allen Verletzten und zu Schaden gekommenen Personen wünschen wir gute Besserung.”

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