Gelder für Alphabetisierungsförderprogramme in Gefahr

30. November 2025 , 10:11 Uhr

Ein Aufruf für bildungsbenachteiligte Erwachsene

Um die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, müssen Erwachsene ausreichend lesen und schreiben können. Doch die Finanzierung sogenannter Grundbildungszentren in Baden-Württemberg ist laut einem Bericht der „Südwest Presse“ (Samstag/Ulm) in Gefahr.

Förderprogramme des Bundes und der EU könnten demzufolge 2027 enden. „Damit steht ein zentraler Teil der Grundbildungsförderung für bildungsbenachteiligte Erwachsene im Land Baden-Württemberg – und damit auch die Landesstrategie insgesamt – ab 2027/28 in Frage“, zitiert die Zeitung aus einer Kabinettsvorlage des Stuttgarter Kultusministeriums. Noch werde verhandelt, doch falls die Gelder wegfielen und das Land einspränge, stiege der jährliche Finanzbedarf des Landes auf mindestens 6,1 Millionen Euro.

Jeder fünfte Erwachsene hat Probleme beim Lesen und Schreiben

2021 hatte das grün-schwarze Kabinett unter Federführung von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) eine „Landesstrategie zur Förderung der Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener“ beschlossen. Hintergrund ist, dass laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) jeder fünfte Erwachsene in Deutschland nicht ausreichend lesen und schreiben kann. Ohne ausreichende Grundbildung könnten viele nur im Helferbereich arbeiten – mit geringen Perspektiven.

Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund unter den sogenannten funktionalen Analphabeten habe zuletzt bei 46 Prozent gelegen, schreibt die Zeitung weiter. Integrationskurse allein reichten in diesen Fällen nicht. „Viele Erwachsene haben nach einem solchen Kursbesuch noch erheblichen Bedarf an weiterer Grundbildung“, berichtet Schopper laut der Zeitung.

Arbeits- und Fachkräftepotenzial

Wichtig ist demnach Weiterbildung. Die Angebote reichten von klassischer Alphabetisierung über Rechnen und Sprachförderung bis hin zu digitalen Kompetenzen, Bewerbungstraining und Verbraucherbildung.

„Die Betroffenen sollen möglichst niederschwellig und zielgerichtet in ihrem jeweiligen sozialen Umfeld angesprochen und für eine Teilnahme an Kursen insbesondere der arbeitsorientierten Grundbildung motiviert werden“, heißt es in der Kabinettsvorlage. „Es geht dabei um den einzelnen Menschen, aber auch um das Arbeits- und Fachkräftepotenzial“, erklärte die Ministerin.

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