Gabenzaun für Obdachlose und Bedürftige in Karlsruhe-Durlach

27. März 2020 , 11:42 Uhr

Karlsruhe (cmk) Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie haben es Obdachlose und Bedürftige noch schwerer als sonst. Viele Einrichtungen und Anlaufstellen wurden bereits geschlossen, es bleibt das Leben auf der Straße. Nach der Begegnung mit einer Frau kam ein Durlacher Bürger daher auf eine tolle Idee. Er richtete den ersten Gabenzaun in Karlsruhe-Durlach ein.

Begegnung mit obdachloser Frau brachte ihn zum Nachdenken

Seit einigen Tagen gibt es den Gabenzaun im Karlsruher Stadtteil Durlach nun. Ins Leben gerufen wurde er von einem Mann aus Durlach, der gerne anonym bleiben möchte. Er befindet sich hinter dem Durlacher Bahnhof unter der Brücke in der Raiherwiesenstraße. Im Interview mit der neuen welle erzählt der engagierte Mann, wie es dazu kam. „Ich war mit dem Fahrrad in Karlsruhe-Durlach unterwegs und bin am Bahnhof vorbeigekommen. Auf meinem Weg habe ich eine Dame getroffen, die obdachlos ist. Die Frau hat geweint, daraufhin habe ich angehalten und gefragt, was los ist. Sie hat mir dann erzählt, wie die aktuelle Lage auf den Straßen ist und welche hygienischen Probleme es auch gibt.“ Er gab der Frau daraufhin eine Geldspende, damit sie sich etwas zu essen kaufen konnte.

Gabenzaun mit Essen und Kleidung

Die Gedanken an dieses Treffen haben den Familienvater auch Tage danach nicht mehr losgelassen. „Ich habe den Kindern dann gesagt, dass wir Brötchen machen und die rausfahren. Ich habe dann aber gemerkt, dass das doch sehr zeitaufwändig war, das Essen zu verteilen und das Ansteckungsrisiko dabei zu hoch ist. Dann kam mir die Idee mit dem Zaun“, erzählt er. Die Stelle suchte er sich aus, weil dort schon der Schlafplatz eines Obdachlosen eingerichtet war, es dort witterungsgeschützt ist und die Hilfe so schnell bei den Bedürftigen ankommen kann. „Wir haben es dann probiert und auch ein paar Klamotten, die ich nicht mehr brauche und auch die Nachbarn nicht mehr brauchen, an den Zaun gehängt. Dazu war ich ein paar Mal einkaufen und habe das hingebracht“, so der Initiator.


Foto: dnw

Jeder kann helfen!

Parallel dazu hat er unter dem Namen „Loco Dias“ eine Facebook-Gruppe gegründet. Darin ruft er die Menschen dazu auf, selbst Gaben an den Zaun zu hängen. Die Gruppe „100% Karlsruhe hilft den Obdachlosen und Armen“ hatte schon nach wenigen Tagen knapp 300 Mitglieder. Die Botschaft ist ganz einfach – Jeder kann helfen! Der Familienvater erzählt, welche Gaben besonders begehrt sind: „Konserven sind zum Beispiel gut, weil da die Ansteckungsgefahr nicht so hoch ist. Eine Dose kann man desinfizieren und in die Tüte legen. Oder auch Müsliriegel, also alles was verpackt ist und im besten Fall haltbar ist. Oder wenn jemand eine Thermoskanne hat, die man hinstellen kann und die ich immer wieder füllen kann. So etwas habe ich momentan nicht. Auch Leute, die Sachen irgendwo abholen könnten wären gut. Ich bin nicht mobil aber die Bereitschaft zu spenden ist groß.“ Spenden wie Hygieneartikel (feuchte Tücher, Desinfektionsmittel in kleinen Fläschchen), Joghurt oder Besteck seien derzeit am meisten gefragt. Daneben würden Jacken oder Hosen eher länger am Zaun hängen.

Hilfe ist unabhängig davon überall möglich

Natürlich kann den Bedürftigen auch auf anderen Wegen geholfen werden. Wer nicht in Karlsruhe-Durlach wohnt, findet mit Sicherheit andere Orte, an denen obdachlose Menschen ihre Schlafplätze aufgeschlagen haben. Besonders wenn die Nächte kalt sind können dann zum Beispiel kleine Ein-Mann-Zelte, Fleece-Decken, Schlafsäcke, Kleidung oder vorgerichtete Tüten mit Nahrungsmitteln an Hilfsbedürftige verschenkt werden.

Weitere ‚Gabenzäune‘ in Karlsruhe

Inzwischen gibt es bereits mehrere Aktionen in Karlsruhe. Beispielsweise am Kühlen Krug (Yorckstraße Ecke Wichernstraße), in der Hohenzollernstraße Ecke Wartburgstraße, aber auch am Werderplatz in der Südstadt oder beim Bolzplatz am Aldi in Beiertheim.


Foto: privat, Gabenwand in der Unterführung am Kühlen Krug.

 

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