Fußballerin Charlotte Voll: "Die Ultras in Paris sind wirklich einzigartig.

04. Juli 2021 , 12:01 Uhr

Karlsruhe (mt) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region in der Martin Wacker Show. Diesmal war die Torhüterin Charlotte Voll von Paris Saint-Germain zu Gast. Charlotte ist Karlsruherin und absolvierte ihre Jugendausbildung im Fußball aber bei der TSG Hoffenheim. Dort gab sie auch ihr Profidebüt bei der Reservemannschaft in der 2. Frauen-Bundesliga. 2017 gab Sie den Wechsel zum französischen Erstligisten Paris Saint-Germain bekannt. Dort war Sie die Nummer 3 und hatte in den zwei Jahren keinen Einsatz im A-Team. 2019 ging es für Sie zurück nach Deutschland zum SC Sand. Nach nur einer Saison ging es wieder zurück nach Paris. Dort unterschrieb Sie einen Vertrag bis Juni 2022. In der letzten Saison wurde sie mit Paris Meister, aber hatte nur einen Einsatz in der Champions-League. Doch die Chancen für die 22-Jährige, einen festen Platz zwischen den Pfosten zu bekommen, stehen für die nächste Spielzeit gar nicht so schlecht.

In Karlsruhe hat alles angefangen

Hier in Karlsruhe hat für Charlotte alles angefangen. Und zwar beim FSSV Karlsruhe. Der kleine Verein hatte zu diesem Zeitpunkt allerdings noch gar keine Frauen- oder Mädchenmannschaft, in welcher die Fußballerin hätte spielen können. „Das war aber auch mein Glück in dem Fall. Es gibt eine Sonderregelung für Frauen bzw. damals noch Mädchen. Wenn der Verein kein eigenes Mädchenteam hat, kann man als Zweitspielerin mit einem Zweitspielrecht in einem anderen Verein, der ein Mädchenteam hat, spielen.“ Diese Möglichkeit hat Charlotte schon früh genutzt. Sie hat gleichzeitig beim FSSV Karlsruhe und zusätzlich erst in der Mannschaft vom ASV Hagsfeld und dann beim KSC gekickt. „Das hat mir persönlich gut gefallen. Ich hatte dann jeden Tag Training, weil es sich zufällig nicht überschnitten hat und zwei Spiele am Wochenende“, erzählt Charlotte.

Probetraining nach der Abiturprüfung

Nach dem Abitur wollte Charlotte eigentlich mit einem Sportstipendium in den USA studieren. Plötzlich hatte die Fußballerin aber die Chance, bei Paris Saint-Germain zu spielen: „Es kam ein bisschen aus dem nichts. Ich hatte meine letzte Abiturprüfung, das war sogar Französisch und dann hat mein Vater angerufen und meinte, er hat eine Überraschung“, erzählt die Karlsruherin. Diese war aber kein Essen, um ihren Abschluss zu feiern, sondern ein einwöchiges Probetraining in der französischen Hauptstadt: „Es kam aus dem nichts und ich war dann zwischen meinem schriftlichen und mündlichen Abi einfach eine Woche weg. Das war auch gut, dass mich meine Schule da unterstützt hat. Alles gut gegangen in beiden Hinsichten. Also Abi war gut und Probetraining war gut.“ Nach der Woche hat Charlotte einen Zwei-Jahres-Vertrag von Paris Saint-Germain angeboten bekommen.

Umbruch bei Paris Saint-Germain

In Paris ist Charlotte die Nummer zwei im Tor. Bisherige Nummer eins ist die Rekordspielerin und chilenische Nationaltorhüterin Christiane Endler. Charlotte weiß genau, welche Rolle sie in ihrer Position zu erfüllen hat: „Man darf da keine schlechte Stimmung verbreiten, nur weil man nicht spielt. Sondern immer unterstützen. Für die Torhüterin, die spielt, ist das auch ein besseres Gefühl, wenn sie weiß, das ganze Torwart-Team steht hinter ihr und da ist nicht einer, der mit dem Messer auf der Bank sitzt und wartet, bis du einen Fehler machst. Weil das ist auch mental eine Extrabelastung, die man einfach nicht braucht.“ In Zukunft könnte es für Charlotte aber einen Rollenwechsel geben. Denn Endler verlässt überraschend das Team und geht zum Hauptkonkurrenten Olympique Lyon. Wie genau die nächste Saison für die Karlsruherin und ihr Team aussieht, ist aber noch etwas unklar: „Es wurden bisher gar keine Gespräche geführt, da wir auch einen Trainerwechsel haben. Und wir wissen jetzt auch noch nicht, wer Trainer wird. Es ist wirklich momentan ein kleiner Umbruch bei uns. Ich denke, wir kommen dann nach der Sommerpause an und erfahren dann erst mehr.“

Mehr Wertschätzung von Franzosen für Frauenfußball

Die letzte Saison ist für Paris aber schon ziemlich erfolgreich gewesen. Der Verein hat den bisherigen Titelverteidiger Lyon vom Thron gestoßen. Unterstützung hat Paris dabei von ihren treuen Fans bekommen: „Die Ultras in Paris sind wirklich einzigartig. So was habe ich noch nie irgendwo anders gesehen. Wir hatten vor dem Spiel vor dem Stadion, sie durften nicht ins Stadion, so um die 800 Ultras. Die haben gesungen, die haben Bengalos gezündet, das volle Programm. Wir sind da lang gelaufen und wir haben zu uns gesagt, wir können heute nicht verlieren. Wir können nur gewinnen.“ Diese Aufmerksamkeit bekommt der Frauenfußball in Deutschland aber nicht. Charlotte hat generell die Erfahrung gemacht, dass die Franzosen dem Frauenfußball viel aufgeschlossener gegenüber stehen. Wenn sie dort gefragt wird, was ihr Beruf ist, reagieren die Menschen mit Begeisterung. In ihrer Heimat sieht das anders aus: „In Deutschland war da immer die erste Frage: ‚Und was machst du noch währenddessen.‘ Ich studiere noch währenddessen, aber das ist auch außer Frage, weil ich auch für mich einfach zum Sport einen Ausgleich brauche.“ Das Verhältnis der Deutschen gegenüber dem Sport überrascht die Karlsruherin: „Weil wir ja als Fußballnation gelten und Vorreiter im Frauenfußball nach der WM 2011. Und dem ganzen Zeug, was wir alles auf die Beine gestellt haben. Die Medienpräsenz in Deutschland ist auch ein bisschen geringer. In Frankreich wird jedes Spiel live im Fernsehen gezeigt. Bei einem Pay-TV-Sender keine Frage. Aber in Deutschland die Spiele zu finden war wirklich schwierig oder sie werden auch gar nicht übertragen.“ Für die nächsten paar Jahre wünscht sich Charlotte, dass der Frauenfußball auch hier in ihrer Heimat insgesamt mehr Aufmerksamkeit bekommt.

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