Karlsruhe (sw) – Die Region hat viele Ehrenamtliche – und einer davon sorgt dafür, dass Wissen für alle frei zugänglich bleibt. Zum Tag des Ehrenamts am 5. Dezember haben wir mit Harald Krichel gesprochen. Er arbeitet seit über 20 Jahren freiwillig für Wikipedia und zeigt ziemlich eindrucksvoll, wie viel Herzblut hinter der Online-Enzyklopädie steckt. Der Internationale Tag des Ehrenamts wird jedes Jahr am 5. Dezember gefeiert.
Harald Krichel ist schon lange bei Wikipedia tätig: „Ich habe 2003 angefangen, 2006 so richtig tief.“ Damit gehört er zu den Menschen, die die Plattform am Laufen halten – ohne Bezahlung. Denn, wie Krischel erklärt: „Wikipedia ist komplett von Ehrenamtlern erstellt. Also alle Menschen, die da mitarbeiten, arbeiten ohne Bezahlung.“ Dass es Ausnahmen gibt, ordnet er direkt mit ein, aber macht auch deutlich, dass der Großteil der Inhalte freiwillig entsteht – also Texte wie Bilder. Das entspricht auch dem Grundprinzip der Wikipedia-Community.
Den Einstieg in die Wikipedia-Welt beschreibt Krichel sehr persönlich. Sein Interesse an Lexika begleitet ihn schon lange: „Ich habe mich schon immer für Lexika interessiert. Ich hatte sogar früher mal einen eigenen Buchhandel, der sich speziell auf Enzyklopädien fokussiert hatte.“ Als Wikipedia damals noch etwas Neues war, faszinierte ihn vor allem, Wissen unterwegs dabeizuhaben – und irgendwann auch selbst etwas beizutragen. „Und dann habe ich aber gesehen, da kann man auch noch was beitragen. Und das hat mich total fasziniert.“ So fing er an, Artikel zu schreiben, zu verbessern und andere Autoren zu unterstützen.
Heute liegt sein Schwerpunkt klar auf Bildern. „Ich schreibe sehr selten Artikel. Die Beiträge, die ich leiste, die sind meistens Fotos.“ Und davon hat er schon sehr viele hochgeladen. Wie groß die Reichweite ist, merkt er an den Abrufen: „Ich habe ein paar 1000 Fotos hochgeladen in Wikipedia, und wenn ich dann in die Statistiken gucke, dann sehe ich, die werden so 70 Millionen Mal im Monat angesehen, nur auf Wikipedia.“
Neben dem Fotografieren hat Krichel auch eine Rolle mit Verantwortung übernommen: „Ich mache Fotos und ich bin auch Administrator. Ich kann Artikel löschen. Ich kann Benutzer sperren.“ Das sei die Ausnahme, aber nötig – weil manche die offene Plattform ausnutzen würden. Genau da schaut er seit Jahren hin.
Wikipedia begleitet ihn ganz nebenbei durch den Tag – und manchmal auch durch die Nacht. „An einem normal Tag habe ich vielleicht eine Stunde Zeit für Wikipedia. Aber an Tagen, wo ich zu viel Freizeit habe … dann kann das schon mal ein ganzer Arbeitstag werden.“ Und wenn er nicht schlafen kann, checkt er auch nachts die Änderungen: „Denn auch Wikipedia muss rund um die Uhr bewacht werden.“
Wenn er erzählt, was er macht, kommt oft Anerkennung zurück. „Ja, die gucken mich halt immer an, und wenn Sie dann irgendwas bei Wikipedia nachgeschlagen haben, dann gucken sie mich an, als hätte ich ihnen dieses Wissen gebracht.“
Wikipedia ist für Krichel kein streng hierarchisches System, sondern eher eine Aufgabenverteilung. Administratoren wie er sollen Inhalte nicht bestimmen, sondern Regeln durchsetzen. „Wenn da inhaltliche Konflikte sind, ist die Direktive, dass wir das ausdiskutieren, bis wir da einen Konsens gefunden haben.“ Für größere Streitfälle gibt es außerdem ein Schiedsgericht. Neu angelegte oder geänderte Beiträge werden oft erst sichtbar, wenn sie gesichtet wurden.
Trotz Online-Arbeit gibt es viel Austausch vor Ort. „Wir haben zum Beispiel hier in Karlsruhe ein Treffen, das alle zwei Monate stattfindet.“ Auch in anderen Städten gibt es regelmäßige Treffen, teils sogar mit eigenen Büros. Dazu kommen größere Events: Krichel erzählt von einem jährlichen deutschsprachigen Community-Treffen und von der internationalen WikiMania. „Das war dieses Jahr in Nairobi, in Kenia. Nächstes Jahr wird das in Paris stattfinden.“
Für Krichel ist Wikipedia ein Hobby – aber eins mit Sinn. „Das Schöne an diesem Hobby Wikipedia ist, ich weiß, ich mache was Nachhaltiges.“ Und er beschreibt das Gefühl, mit den eigenen Bildern so viele Menschen zu erreichen: „Aber jetzt ein richtiges, riesiges Publikum zu haben, das ist einfach ein gutes Gefühl.“
Krichel sagt: Der Einstieg ist simpel. „Jeder Wikipedia-Artikel hat einen Knopf, der heißt Bearbeiten.“ Wer Fehler sieht oder etwas ergänzen möchte, kann loslegen, Quellen angeben und speichern – sogar ohne Anmeldung. Wer länger dabei ist, kann später auch mitwählen oder selbst kandidieren, zum Beispiel als Administrator.