Karlsruhe (dpa/dk) – Mit einer bundesweiten Aktion haben Ermittler Tausende Telefonnummern abgeschaltet, die mutmaßlich von Betrügern genutzt wurden – auch von falschen Polizisten und bei Maschen wie dem Enkeltrick. Ziel ist es, die Cyberkriminellen ihre wichtigste Arbeitsgrundlage zu entziehen und Verbraucher besser zu schützen.
Das bei der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe eingerichtete Cybercrime-Zentrum Baden-Württemberg, das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und die Finanzaufsicht Bafin sprechen von einem großen Schlag gegen Anlagebetrüger und Callcenter-Banden. Im Fokus standen Rufnummern, die mit betrügerischen Online-Plattformen in Verbindung stehen sollen. Bis zum 5. Dezember wurden mehr als 3.500 überwiegend deutsche Festnetz-, Mobilfunk- und Internettelefonnummern identifiziert, über die mutmaßlich Kontakt zu Opfern aufgenommen wurde. Diese Nummern wurden von den jeweiligen Anbietern inzwischen abgeschaltet. Zusätzlich wurden in Abstimmung mit den Behörden in Wien gut 350 österreichische Rufnummern vom Netz genommen.
Hinter den Betrugsmaschen stehen laut Ermittlern international agierende Netzwerke, die arbeitsteilig vorgehen. Beim Online-Anlagebetrug sollen so möglichst viele Anlegerinnen und Anleger in die Falle gelockt werden. Rufnummern werden dabei oft über „kriminelle Dienstleister“ angemietet und massenweise genutzt, um Straftaten zu begehen – ein Geschäftsmodell, das die Behörden als „Crime as a Service“ bezeichnen, also als Dienstleistung für andere Täter. Die nun gesperrten Nummern sollen nicht nur für Anlagebetrug, sondern auch für bekannte Telefonbetrugsmaschen wie den „Enkeltrick“ oder Anrufe falscher Polizisten genutzt worden sein.
Die Abschaltung der Rufnummern ist Teil der länderübergreifenden Operation „Herakles“. Ziel ist es, die technische Infrastruktur von Cyber-Betrügern dauerhaft zu schwächen und Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland besser zu schützen. Bereits im Juni und Oktober waren im Rahmen derselben Operation mehr als 2.200 Internetseiten vom Netz genommen worden, über die Menschen zu vermeintlichen Investitionen auf manipulierten Handelsplattformen verleitet werden sollten.
Generalstaatsanwalt Jürgen Gremmelmaier zufolge konnten durch die jüngste Maßnahme Tausende potenzielle Betrugsversuche verhindert werden. Man entziehe den Cyberkriminellen damit „aktiv die Grundlage ihres Handelns“.
Der Präsident des Landeskriminalamts Baden-Württemberg, Andreas Stenger, hebt die strategische Wirkung hervor. Um nach der Abschaltung der Nummern weitermachen zu können, müssten die Täter einen „immensen organisatorischen Aufwand“ mit entsprechend hohen Kosten betreiben. Genau das ist das Ziel der Ermittler: Deutschland soll für solche kriminellen Dienste möglichst unwirtschaftlich und damit unattraktiv werden.