Karlsruhe (msch) – Der Lockdown trifft viele Unternehmen in der Region hart. Gärtnereien sind allerdings besonders stark betroffen. Die Pflege der Pflanzen bedeutet Aufwand und ist teuer – ohne dass Gewinn erwirtschaftet werden kann. Um Kosten zu senken, musste die Erlebnisgärtnerei Floralive in Rüppurr aus diesem Grund eine schwerwiegende Entscheidung treffen.
Die Lockdown-Verlängerung trifft die Gärtnerei Floralive in Rüppurr hart. „Es ist schwierig für unseren Betrieb“, erklärt Joachim Pierza, der Inhaber der Erlebnisgärtnerei. Ein Großteil des Gewinns erwirtschafte die Gärtnerei im Frühjahr, wenn viele Leute beginnen würden, ihre Gärten zu verschönern. Außerdem fallen gewinnbringende Tage wie der Valentinstag in den Februar. Genau diesem Geschäft wird durch den verlängerten Corona-Lockdown der Riegel vorgeschoben. „Wir müssen vorproduzieren, wir arbeiten auf wichtige Tag hin. Wir sind mindestens eine Woche davor beschäftigt, das kann man nicht innerhalb von einer Nacht stemmen“, verdeutlicht Pierza die schwierige Lage. Deswegen sei es selbst dann noch schwierig zu planen, wenn es ein perspektivisches Öffnungsdatum gebe. Zu Groß sei die Angst, kurzfristig wieder schließen zu müssen und auf viel mühevoll vorbereiteter Ware sitzen zu bleiben.
Der Gärtnerei bleibt aus diesem Grund vorerst nichts anderes übrig, als die Ausgaben zu reduzieren. „Um Kosten zu sparen, mussten wir die Temperatur im Warmhaus auf fünf bis sechs Grad herunterfahren. Für viele Blumen wie Orchideen ist das viel zu kalt“, erklärt der Inhaber. „Teilweise haben wir Pflanzen verschenkt, teilweise mussten wir sie kompostieren.“ Kompostieren bedeutet in diesem Fall wegschmeißen. „Das tut weh“, ist Pierza traurig. Ware im Wert zwischen 10.000 und 15.000 Euro sei so einfach auf dem Müll gelandet.
„Da könnte ich heulen“, bedauert Mascha Hartmann. Sie arbeitet als Staudengärtnerin in dem Betrieb. „Als wir angefangen haben wegzuschmeißen habe ich gesagt, ich kann das nicht. Das waren wie meine Babies“, bringt sie die schwierige Lage auf den Punkt. Doch nicht nur die Pflanzen bereiten ihr Sorge. Die Mitarbeiter der Gärtnerei seien in Kurzarbeit. „Wir haben Angst. Wir bekommen Kurzarbeitergeld, aber das reicht hinten und vorne nicht. Ich habe mehrere Kollegen die sind alleinerziehend, die sind wirklich angewiesen auf das Geld.“
„Wenn ich meinen Chef anschaue, bin ich sehr beunruhigt“, erzählt Mascha Hartmann. „Er ist ehrlich zu uns und sagt, dass er nicht weiß, wie es weitergeht. Das ist schwierig für alle.“ Sie selbst sei vor kurzem mit ihrem Mann und den beiden Kindern umgezogen und habe noch ein Haus abzubezahlen. „Da schläft man nachts nicht mehr gut.“ Sie hätte sich deswegen gewünscht, dass die Gärtnerei zum 1. März wieder öffnen darf. „Wir könnten die Abstandsregeln super einhalten, weil wir ein großes Gelände haben“, sagt sie. Deswegen hat sie einen großen Wunsch: „Die einzige Hoffnung, die wir haben, ist dass wir bald wieder aufmachen dürfen!“
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