Ehemaliger ARD-Korrespondent Walter L. Brähler hängt an Fotowand mit Reagan und Kohl

05. September 2021 , 12:01 Uhr

Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war der ehemalige ARD-Korrespondent Walter L. Brähler zu Gast. Brähler war über zwei Jahrzehnte lang für die ARD in der Welt unterwegs. Als Korrespondent lebte er in Mexiko und Lateinamerika. Auch in Nahost war er für die ARD aktiv. Heute wohnt er wieder in Deutschland, genauer gesagt im Pfinztal, wo er seine eigene kleine Medien-Firma leitet. Wie das Leben als Korrespondent war und wie es ist aus Krisengebieten zu berichten, das erzählt Walter L. Brähler im Interview.

Spannende und gefährliche Zeiten im Ausland

Walter L. Brähler hat schon viel von der Welt gesehen: Mexiko, Kolumbien, Ägypten, Irak. Als Korrespondent hat er lange Jahre für die ARD berichtet. Spannende, aber manchmal auch gefährliche Zeiten erlebt. „Vor Ort habe ich es nie gefährlich empfunden. Aber es gab Situationen, in denen ich gemerkt habe, dass es gefährlich werden könnte“, erinnert sich der ehemalige Korrespondent. Beispielsweise im Irak habe er sich vor dem Nationalmuseum befunden, wo am nächsten Tag ein britischer Journalist von Scharfschützen erschossen wurde. „Das hätte mir auch passieren können. Das war damals eine Zeit im Irak, wo man sich als westlicher Journalist noch relativ frei bewegen konnte.“ Darum habe er immer einen Begleiter – einen sogenannten Stringer – bei sich gehabt, der sich auskannte und wusste, wo es gefährlich werden konnte.

Am 50. Geburtstag Agenturmaterial benutzt

Bereits Mitte der 1990er Jahren hat es Brähler nach Lateinamerika verschlagen. Fünf Jahre lang hatte er seine Familie in Mexiko dabei. Eine spannende und interessante Zeit. „Allerdings durfte meine damalige Frau in Mexiko nicht arbeiten, sie musste immer zu Hause bleiben und die Kinder zur Schule bringen. Ich selbst war dagegen 24 Stunden am Tag beschäftigt oder unterwegs.“ Er habe versucht, bei wichtigen Stationen der Kinder dabei zu sein, das sei meist auch geglückt. Es habe aber auch kritische Situationen gegeben. „Zu meinem 50. Geburtstag hatte ich viele Leute eingeladen. Dann gab es Unwetter und Überschwemmungen. Ich hätte am Geburtstag darüber vor Ort berichten sollen. Daraufhin habe ich auf Agenturmaterial zurück gegriffen. Der damalige Tagesschau-Planer hat mir das übel angekreidet“, lacht Brähler.

Arbeit im Ausland macht ein Stück weit süchtig

Brähler hatte immer den Drang ins Ausland zu gehen und die fremde Kultur zu schnuppern. „Das hat zwar seinen Preis, was die Familie angeht. Aber er macht auch ein Stück weit süchtig. Man lernt viele interessante Menschen kennen, kommt in Situationen, in die man sonst nie kommen würde und das ist verlockend. Sich danach wieder an das Leben in Deutschland zu gewöhnen fällt einem sehr schwer.“ Auch die Treffen mit hohen Staatsmännern haben sich bei ihm eingeprägt. „Eine der schönsten Begegnungen hatte ich mit Violeta Chamorro, der damaligen Präsidentin von Nicaragua. Ihr Mann war zuvor umgebracht worden. Doch sie war eine äußerst versöhnende Landesmutter. Ich durfte mit ihr ein Foto machen, das anschließend an einer Wand zwischen Bildern mit Ronald Reagan und Helmut Kohl hing.“

Auch unerfreulichere Begegnungen gemacht

Allerding gab es auch weniger erfreuliche Treffen. „In Saudi-Arabien habe ich den Journalist Jamal Khashoggi getroffen, also ich damals ein Reportage für den Weltspiegel gedreht habe. Er hat damals die Situation falsch eingeschätzt. Vor drei Jahren ist er dann von den Saudis umgebracht worden. Obwohl er einer gewesen wäre, der Saudi-Arabien hätte stabilisieren können.“ Auch Hugo Chávez, den ehemaligen venezolanischen Präsidenten hatte Brähler im Lauf seiner Karriere getroffen. „Ich hatte von Anfang einen schlechten Eindruck von ihm. Er hatte zwar Unterstützer, hat aber ein Regime auf den Weg gebracht, das seine Gegner gnadenlos verfolgt hat.“ Dank der Sozialen Netzwerke pflegt der ehemalige Korrespondent noch immer intensive Kontakte zu den Menschen, mit denen er früher zusammen gearbeitet hat.

„Menschen aus Pfinztal sind genauso spannend“

Nach 20 Jahren in Lateinamerika ist Brähler in den Nahen Osten gegangen. Und hat sich somit ins nächste Krisengebiet begeben. „Ich bin 2003 kurz nach dem Ende des ersten Irak-Krieges dort hin gekommen. Das war zwar noch eine explosive Zeit, aber auch die ersten Schritte hin zu einer Demokratie. Es war ein Land im Aufbruch.“ In Ägypten arbeitete er für das dortige ARD Büro in Kairo. Heute ist Brähler wieder in Deutschland. Er lebt in Pfinztal und betreibt dort eine kleine Medien-Firma. „Ich versuche das zu tun, was ich auch im Ausland gemacht habe. Ich mache Dokumentarfilme oder Image-Filme für Firmen. Durch Corona hab ich mich für´s Streamen begeistern können und habe Interviews mit Menschen aus meinem Heimatort Pfinztal gemacht. Und das ist mindestens genauso spannend.“

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