Drittklässler im Südwesten haben Defizite beim Lesen und Rechnen

09. Juli 2024 , 04:45 Uhr

Viele Drittklässler in Baden-Württemberg haben noch Nachholbedarf beim Rechnen, Lesen und Zuhören. Wie aus den Ergebnissen der bundesweiten Vergleichsarbeiten (Vera) hervorgeht, erreichten 24 Prozent der rund 80.000 teilnehmenden Kinder beim Lesen nicht die Mindeststandards. Beim Zuhören verfehlten 28 Prozent die Mindestanforderungen, beim Rechnen sogar 29 Prozent.

Der Schlüssel ist die Sprache

Besonders häufig verfehlen der Studie zufolge Kinder die Mindeststandards, wenn bei ihnen Zuhause kein Deutsch gesprochen wird. Schülerinnen und Schüler mit deutscher Alltagssprache erreichten deutlich häufiger höhere Kompetenzstufen, heißt es in der Auswertung. Zudem gebe es einen positiven Zusammenhang zwischen dem kulturellen Kapital zu Hause – gemessen an der Zahl der Bücher im Haushalt – und den Ergebnissen der Vergleichsarbeiten.

Schopper setzt auf Frühförderung

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sieht sich durch die Ergebnisse der Vergleichstest in ihrem Kurs bestärkt. Diese bestätigten nochmals die Erkenntnisse des Landes. «Wir haben die richtigen Schwerpunkte bereits gesetzt. Jetzt ist es von großer Bedeutung, dass wir die Bildungsreform, vor allem bei der Frühförderung, konsequent umsetzen und einen langen Atem beweisen», sagte Schopper.

Auch frühere Erhebungen hatten teils große Defizite ergeben. 2022 hatte eine Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) gezeigt, dass Viertklässler im Südwesten zunehmend Probleme beim Lesen und Zuhören haben. Als Reaktion darauf gibt es seit diesem Schuljahr eine verbindliche Leseförderung an den Grundschulen. Schülerinnen und Schüler sollen zweimal in der Woche im Unterricht laut vorlesen.

Hilfe bei Sprachproblemen schon in der Kita

Ende April hatte sich Grün-Schwarz zudem auf Programm zur Sprachförderung an Kitas und Grundschulen geeinigt. Damit sollen Kinder mit Sprachproblemen frühzeitig gefördert werden. So sollen Kinder bei Bedarf bereits im Jahr vor der Einschulung eine verpflichtende Sprachförderung von vier Stunden pro Woche erhalten. Sprechen die Kinder danach noch immer nicht ausreichend Deutsch, um eine Grundschule besuchen zu können, sollen sie ab dem Schuljahr 2026/2027 in sogenannten Juniorklassen gefördert werden.

Für das Programm rechnet die Koalition im kommenden Doppelhaushalt mit Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro pro Jahr. Es soll in den kommenden Jahren Schritt für Schritt umgesetzt werden.

Anzeige
Baden-Württemberg Defizite Drittklässler Förderprogramm Kultusministerin Theresa Schopper Landesregierung Lesen Rechnen Schule Zuhören

Das könnte Dich auch interessieren

08.06.2025 Weniger Schulwegunfälle im Südwesten Stuttgart (dpa/nr) - Die Schulwege werden sicherer. Trotzdem offenbart eine Polizei-Aktion: Es gibt immer noch zu viele Raser vor Kitas und Schulen. 11.05.2025 "Lehrer hassen diese Fragen" - Wie Rechtsextreme nach Schülern fischen Stuttgart (dpa/nr) - "Lehrer hassen diese Fragen": Dieser Slogan prangt auf Flugblättern, mit denen Rechtsextreme derzeit gezielt Schüler ansprechen. Sie wollen damit beeinflussen - und rekrutieren. 09.04.2025 Potenzialtest an Grundschulen - Gericht zweifelt Rechtmäßigkeit an Karlsruhe (dpa/tk) - Wollen Eltern ihr Kind trotz anderslautender Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg aufs Gymnasium schicken, muss es neuerdings einen extra Test absolvieren. Daran zweifelt ein Gericht. 18.12.2024 Landtag debattiert über Bildungsreformen - das ist geplant Stuttgart (dpa/tk) - Eigentlich hatte die grün-schwarze Landesregierung keine größeren Änderungen am Schulsystem geplant. Doch unter Druck einer Elterninitiative einigte sich die Koalition auf eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9). Auch bei anderen Schularten sind Änderungen geplant. Heute debattiert erstmals der Landtag. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten.