Der Eichenprozessionsspinner: Eine kleine Raupe wird zum Problem in der Region

15. Mai 2024 , 05:42 Uhr

Rastatt/Pforzheim/Karlsruhe (pm/dk) – Sie ist klein, haarig und kann ganz schön gefährlich für Menschen werden. Auch in diesem Frühjahr schlüpfen wieder die sogenannten Eichenprozessionsspinner. Die Städte in der Region gehen gegen das kleine Tier vor – und wählen da ganz unterschiedliche Methoden aus.

Wie gefährlich ist die Raupe?

Das erwachsene Tier des Eichenprozessionsspinners ist ziemlich unscheinbar: Ein grauer Nachtfalter. Zum Problem werden die Tiere allerdings als Raupen. Sie sind anfangs gelblich-braun, später bläulich-schwarz und stark behaart. Genau diese Brennhaare sind das Problem, denn:

Wenn Menschen damit in Berührung kommen, können sie Ausschläge bekommen, Augenreizungen, Atembeschwerden. Je nach persönlicher Empfindlichkeit, kann es zu starken allergischen Reaktionen. Deshalb haben wir uns entschieden ihn innerstädtisch zu bekämpfen,

sagt Detlev Brünig, Baummanager der Stadt Rastatt. Die Raupen leben in Nestern auf Bäumen, und gerade da solltet ihr aufpassen. Jürgen Unger, Fachbereichsleiter Baumpflege der Stadt Karlsruhe meint:

Die hängen dann wie so kleine Säcke in den Astbeugen vom Baum. Da sollte man möglichst Abstand halten. Oder wenn man so ein Nest auf dem Boden liegen sieht, dass man da nicht hinfässt.

Rastatt geht biologisch gegen die Raupen vor

Mit Beginn des Frühjahrs startet auch die Saison für die Larven des Eichenprozessionsspinners. Es ist ein besonders unangenehmer Schädling, der in Rastatt regelmäßig Eichen befällt. Um sicherzustellen, dass die Raupen keine Chance haben, ihre gesundheitsgefährdenden Härchen zu entwickeln, wendet die Stadt Rastatt ein bewährtes biologisches Verfahren zur prophylaktischen Bekämpfung der Schädlinge an. In dieser und in der kommenden Woche wird eine von der Stadt beauftragte Firma das Präparat flächendeckend an den Standorten zum Einsatz bringen, die in den vergangenen Jahren von Eichenprozessionsspinnern befallen waren. Insgesamt werden über 650 Eichen im Stadtgebiet und in den Ortsteilen behandelt.

In diesem Jahr früher

Aufgrund der fortgeschrittenen Vegetation findet die Bekämpfung in diesem Jahr zwei Wochen früher statt als gewöhnlich. Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt, denn aktuell befinden sich die Raupen zwischen dem ersten bis dritten Larvenstadium. Durch Fressen der behandelten Blätter nehmen die Raupen die Mittel auf. Bei den Raupen stellt sich in kürzester Zeit ein Fraß- und Entwicklungsstopp ein. Weitere Eiablagen werden so verhindert. Die gefährlichen Brennhaare können sich ab der Behandlung nicht mehr ausbilden.

Mittel ist unbedenklich

Über eine Sprühkanone, die von einem Pick-up aus aktiviert wird, gelangt das Mittel direkt auf die Eichenbäume. Das Mittel ist unbedenklich gegenüber Menschen und Haus-, Wirbel- oder Nutztieren, wie beispielsweise Bienen. Der Wirkstoff dringt in die Blätter ein und wird von den Raupen während des Fressens aufgenommen. Nach circa sieben Tagen sterben die Raupen dann verlässlich ab. Bei guter Witterung kann die Schädlingsbekämpfung voraussichtlich schon in der nächsten Woche abgeschlossen werden. Die beauftragte Firma wird während der laufenden Arbeiten das jeweilige Gelände absperren.

Ähnliches Vorgehen in Karlsruhe

Es werden circa 2600 Eichen im gesamten Stadtgebiet mit einem Pflanzenschutzmittel auf Basis von Neemöl behandelt. Dieses mit Wasser vermischte Öl wird mit Hilfe eines Standrohres von einem Auto aus in die Kronen der Eichen gespritzt. Neemöl ist ein natürliches Öl, das aus den Samen des Neembaumes (Azadirachta indica) gewonnen wird. Der Wirkstoff des Öls verhindert bei Insektenlarven die Häutung sowie die Verpuppung, sodass sie nicht zum nächsten Schritt des Wachstumszyklus übergehen können. Das Mittel ist für Säugetiere, Vögel und ausgewachsene Insekten unbedenklich.

Auch Stadt Pforzheim startet Bekämpfung

Zur Bekämpfung werden ausgewählte Eichenbäume in exponierter Lage mit einem biologischen Präparat besprüht. Das Auftreten des Eichen-Prozessionsspinners ist wie erwartet in den vergangenen Jahren rückläufig geworden und wird voraussichtlich zurück auch 2024 weiter zurück gehen. Vor diesem Hintergrund beschränkt das Grünflächenmanagement das prophylaktische Besprühen mit einem Biozid Präparat auf ein Minimum an Eichen. Die Behandlung wird zum einen an solchen Bäumen vorgenommen, bei denen das Grünflächen- und Tiefbauamt aufgrund des vergangenen Jahres einen erneuten Befall erwartet, zum anderen an Bäumen, an denen bei Kontrollen zu Beginn des Blattaustriebs ein einsetzender Befall festzustellen war. Mit dem Blattaustrieb setzt bei den Raupen der Schlüpfvorgang ein, da mit dem Eichenlaub nunmehr Nahrung zur Verfügung steht. Erst ab dem Schlüpfen lässt sich mit den angewandten Präparaten die erforderliche Wirkung erzielen.

Meisen als natürliche Bekämpfung

Als weitere vorbeugende Maßnahme hat sich das Grünflächen- und Tiefbauamt im letzten Jahr dafür entschieden, neben der chemischen auch auf die natürliche Schädlingsbekämpfung zu setzen. Dafür wurden an den bekannten Brennpunkt-Eichen auf Spielplätzen, in Parks und Grünanlagen neue zusätzliche Vogelnistkästen aufgehängt. Vögel sind natürliche Feinde des EPS, da sie die Raupen fressen, bevor diese sich entwickeln können. Die Bäume an denen Nistkästen angebracht wurden, werden nicht mit dem biologischen Präparat besprüht.

Die Eichenbestände werden im Nachgang ständig beobachtet und regelmäßig kontrolliert, um einen möglichen Befall trotz Prophylaxe möglichst früh erkennen und bekämpfen zu können. So will die Stadt etwaige gesundheitliche Auswirkungen im öffentlichen Raum so gering wie möglich halten und die Verkehrssicherheit der Bäume gewährleisten. Dennoch auftretende Befälle werden von derselben Fachfirma behandelt, indem die Raupen abgesaugt werden.

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