Region (dk) – Heute ist World Mental Health Day! Er soll auf die psychische Gesundheit von Menschen aufmerksam machen – gerade im stressigen Alltag fehlt uns oft das Bewusstsein dafür – und deshalb sollte man darüber reden. Wir haben mit dem Karlsruher Psychotherapeut Kristof Schulze gesprochen..
Es gibt viele Vorurteile, Mythen und ungenaue Informationen darüber, was psychische Störungen eigentlich sind. Dabei zeigt die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland, dass fast 28% der Menschen innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung leiden. Es ist wichtig zu wissen, dass psychische Gesundheitsprobleme zu unterschiedlich großem Leiden und Einschränkungen im Leben der Betroffenen führen können. Natürlich ist es dabei auch wichtig zu differenzieren: Zum Beispiel zwischen einer mal niedergeschlagen Stimmung und einer Depression im Sinne einer psychischen Störung mit Krankheitswert.
Angehörige können und müssen keine Diagnose stellen. Aber es ist sehr hilfreich, Anzeichen zu kennen, die auf eine Depression hinweisen könnten. Anzeichen sind unter anderem eine Veränderung der Stimmung, hin zu einer deutlich gedrückten Stimmung, eine Veränderung des Antriebes – in Richtung von Energielosigkeit. Es kann vorkommen, dass eine Depression bei Freund*innen oder Arbeitskolleg*innen nicht erkannt wird und die Person fälschlicherweise als faul, egoistisch und so weiter beurteilt wird.
Vielen Betroffenen fällt es schwer, über psychische Gesundheitsprobleme zu sprechen. Wenn wir zum Beispiel an Menschen mit einer Depression denken, kann es sehr gut sein, dass sie sich schämt, dass sie Schuldgefühle hat, sich inkompetent fühlt und daher sich von anderen zurückziehen will. Dabei können Angehörige, Freund*innen und Kolleg*innen sehr hilfreich sein: Indem wir auf unsere Mitmenschen zugehen, zuhören und offen mit ihnen kommunizieren.
Wenn die Person mit einem psychischen Gesundheitsproblem sich verstanden fühlt, kann es leichter sein, weitere Unterstützung und Informationen anzubieten. Zum Beispiel gemeinsam zu recherchieren, wie man bei Fachpersonen einen Termin vereinbart, zum Beispiel für eine diagnostische Abklärung bei Psychotherapeut*innen oder Psychiater*innen.
Eine Depression führt regelmäßig nicht nur zu einer Veränderung der Stimmung, nämlich einer niedergeschlagen Stimmung, sondern auch zu einer Veränderung Gedanken, der körperlichen Verfassung und des sichtbaren Verhaltens eines Menschen. Dazu gehört zum Beispiel das Erleben von Hoffnungslosigkeit, Gedanken wie „Alles ist meine Schuld“, „Ich bekomme nichts hin“. Auf der körperlichen Ebene kann Beispiel Appetitverlust oder umgekehrt ein gesteigerter Appetit auftreten und im Verhalten beispielsweise ein Rückzug von seinen Mitmenschen.
Es ist außerdem nicht selten, dass Menschen mit einer Depression zusätzlich unter Symptomen anderer psychischer Störungen leiden, wie Angststörungen oder substanzbezogene Störungen im Zusammenhang mit Alkohol oder anderen Substanzen.
Depressionen verlaufen typischerweise episodisch, das heißt mit Krankheitsphasen, die zeitlich begrenzt sind. Die Verläufe sind jedoch oft zwischen den Betroffenen sehr unterschiedlich. Bei einigen Menschen klingt eine Depression nach einer Zeit wie zum Beispiel einigen Monaten vollständig ab, andere haben nach dieser Zeit eine geringe Symptomatik, bei wieder anderen gibt es längerfristige, chronische Verläufe. Eine effektive Behandlung verkürzt die Dauer der depressiven Symptome.