Darum steigt die Arbeitslosigkeit im Südwesten stärker an

12. April 2025 , 12:17 Uhr

Der Arbeitsmarkt im Südwesten steht nach Einschätzung der Chefin der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit gerade besonders unter Druck. In Baden-Württemberg steige die Arbeitslosigkeit in diesem Jahr stärker als in den meisten anderen Bundesländern, sagte Martina Musati der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Arbeitslosigkeit steigt

Musati bezog sich auf eine Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), wonach die Zahl der Arbeitslosen in diesem Jahr im Schnitt um 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen soll. 2024 habe es durchschnittlich rund 270.000 Arbeitslose gegeben, teilte ein Sprecher der Regionaldirektion mit. Deutschlandweit rechnete das IAB mit einer Zunahme von 4,8 Prozent.

Konjunkturprobleme und Strukturkrise

Als Gründe für die Entwicklung nannte Musati zum einen die Konjunktur. Aber vor allem auch eine Strukturkrise, wozu auch die Entwicklung in der Industrie zähle, die sich in einer Transformation befinde.

In der Metall- und Elektroindustrie habe es seit 2019 kein Beschäftigungswachstum gegeben und in den letzten Jahren auch einen Abbau. Der Anteil der Beschäftigten in diesem Bereich im Südwesten sei deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. «Und das macht uns eben auch jetzt so anfällig», sagte Musati.

Sie wies aber darauf hin, dass Baden-Württemberg noch immer eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten unter allen Bundesländern habe. 2025 soll sie der IAB-Prognose zufolge im Durchschnitt um 0,2 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent zulegen. Für Deutschland wird demnach eine Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent bei einem Anstieg um 0,3 Prozentpunkte erwartet.

Hoher Bedarf an Fachkräften

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt unterscheide sich von früheren Krisen, weil es neben einer steigenden Arbeitslosigkeit auch einen hohen Fachkräftebedarf gebe. Dies hänge mit der Ausnahmesituation zusammen, dass in den nächsten Jahren sehr viele geburtenstarke Jahrgänge aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. So könne auch in Branchen, in denen künftig vielleicht weniger Beschäftigte gebraucht werden, ein Fachkräftebedarf entstehen.

Für Arbeitslose sei es derzeit sehr schwierig, wieder in Beschäftigung zu gelangen, sagte Musati. Es gebe weniger offene Stellen und eine Zurückhaltung bei den Einstellungen. Besonders betroffen seien Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung.

Aber: «Das Glas ist trotzdem halb voll», sagte Musati. Die Demografie werde Baden-Württemberg sehr stark treffen, sodass der Ersatzbedarf zunehmen werde und damit auch die Chancen am Arbeitsmarkt. Der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit sei eine abgeschlossene Ausbildung.

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