Region (lk) – Corona lässt die Müllberge in der gesamten neue welle Region weiter anwachsen. Die Entsorgungsbetriebe rund um Karlsruhe, Rastatt, Calw und Freudenstadt verzeichnen durchweg mehr Abfall. Kein Wunder – denn täglich wandern Einwegmasken oder -handschuhe in den Restmüll. Essen wird beim Lieblingsrestaurant um die Ecke zum Mitnehmen geholt. Und da alle Läden dicht sind, werden Sachen im Internet bestellt und die Kartons und Verpackungen landen ebenfalls in der Tonne.
Durch die Pandemie werden deutlich mehr Desinfektionsprodukte, Einweghandschuhe und Alltagsmasken benutzt, als früher. Das macht sich dann bei den Restmüllmengen bemerkbar. Bei der Abfallwirtschaft Karlsruhe sind die Müllmengen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent gestiegen. „Beim Biomüll ist sogar ein Anstieg von fast 10 Prozent zu verzeichnen“, erklärt Olaf Backhaus, Amtsleiter der Abfallwirtschaft Karlsruhe. Die größte Mengensteigerung sei jedoch bei den Wertstoffstationen aufgetreten: „Hier stiegen die Mengen um durchschnittlich sogar mehr als 20 Prozent.“ Beim Altpapier habe man sogar zusätzliche Touren fahren müssen. Das liege an den vielen Kartonagen, die durch die vermehrten Online-Bestellungen anfielen. „Längere Lockdown-Zeiten begünstigen die Fortdauer der aktuellen Mengenbewegungen“, schließt Backhaus.
Auch im Kreis Rastatt hat der Abfallwirtschaftsbetrieb im vergangenen Jahr ein deutlich höheres Abfallaufkommen verzeichnet. „Das betrifft das Restmüllaufkommen mit einem Plus von knapp 4 Prozent. Und das Bioabfallaufkommen mit einem Zuwachs von etwa 6 Prozent“, erläutert Betriebsleiterin Claudia Gärtner. Erklärbar seien die erhöhten Müllmengen durch die veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen während der Pandemie. Ganze Familien seien bei geschlossenen Kitas und Schulen zu Hause und im Homeoffice gewesen. Im gesamten Landkreis konnten alle Abfalltouren aber trotzdem planmäßig durchgeführt werden. „Wir wissen von anderen Kreisen, wo das Personal beispielsweise aufgrund von Erkrankung oder Quarantäne ausgefallen ist und dann Müllbehälter stehen bleiben mussten“, sagt Gärtner. Das sei in Rastatt nicht der Fall gewesen. Aktuell sei allerdings auch noch kein Rückgang an Müll im Kreis zu verzeichnen. Gärtner hofft aber, dass sich die Situation in der zweiten Jahreshälfte etwas entspannt.
Deutlich gewachsen sind die Müllberge auch rund um Calw. Allerdings stellt Helge Jesse, Leiter der Abfallberatung des Landkreises Calw, deutliche Unterschiede bei den einzelnen Fraktionen fest: Bei den gelben Säcken und gelben Tonnen für Verpackungsmaterialien sei eine Zunahme von etwa 7 Prozent zu verzeichnen. „Klar, die Leute haben mehr im Internet bestellt. Aber auch mehr zu Hause gekocht und dadurch mehr Verpackungen im Haushalt generiert“, so Helge Jesse. Auch der beim Kochen anfallende Bioabfall stieg um etwa 7 Prozent. Auffällig war im Kreis Calw jedoch der Rückgang von Papier, Pappe und Kartonagen. „Das mag auf den ersten Blick etwas kurios erscheinen, liegt aber tatsächlich darin begründet, dass Zeitungen und Zeitschriften im Vergleicht zu den elektronischen Medien auf dem Rückzug sind. Auch aus dem gewerblichen Bereich kamen weniger Druckerzeugnisse in Umlauf“, so Jesse. Allerdings hatte die Müllabfuhr gerade in den engen Straßen der Wohngebiete häufiger Probleme durchzukommen – da mehr Menschen zu Hause waren, wurden auch mehr Autos auf Parkplätzen und am Straßenrand abgestellt.
Deutlich mehr Restmüll hat sich im Jahr 2020 auch im Landkreis Freudenstadt angesammelt. Insgesamt landeten über 1.200 Tonnen mehr Abfall auf den Deponien. Davon fallen etwa 700 Tonnen auf den Sperrmüll. „Das deutet darauf hin, dass die Corona-Zeit im Kreis Freudenstadt zum Aussortieren von unnützen Sachen zu Hause genutzt wurde“, bilanziert Ulrich Hanfstein vom Abfallwirtschaftsbetrieb Landkreis Freudenstadt. „Aufgrund der hohen Mengen kam es beim Sperrmüll dann auch immer mal wieder zu Verzögerungen der Abfuhr“, so Hanfstein. „Ich denke aber, dass das Ausmisten langsam sein Ende finden wird. Dann fallen wohl auch nicht mehr so hohe Berge an. Aber wie sich die Mengen tatsächlich entwickeln, das kann man derzeit noch nicht abschätzen.“
Die Menschen in der Region scheinen im Lockdown also neue Hobbies gefunden zu haben – Ausmisten, Renovieren und Entrümpeln. Überall sind im vergangenen Jahr die Sperrmüllmengen steil nach oben geschossen. Auch die Wertstoffhöfe verzeichnen einen regen Zulauf und gut gefüllte Container. Besonders heraus sticht in Karlsruhe die Sperrmüllmenge mit einer Steigerung von 25 Prozent. In Rastatt gab es rund 23 Prozent mehr Sperrmüll im Vergleich zum Vorjahr. Beim Sperrmüll auf Abruf justierte der Kreis Rastatt nach – zu den wöchentlich bereits bestehenden Terminen wurden vergangenes Jahr noch acht zusätzliche Abholungen angeboten. Für dieses Jahr sind neun weitere Sperrmülltermine geplant. Die größte Zunahme verzeichnet auch der Landkreis Calw beim Sperrmüll und der Anlieferung von Abfall auf den Recyclinghöfen. Dort sind die Mengen jeweils um etwa 10 Prozent gestiegen. „Da hatten die Menschen während des Lockdowns im Frühjahr Zeit und Muße das Haus, die Wohnung, den Keller, den Schuppen aufzuräumen und das Material anzuliefern“, ist sich Helge Jesse, Leiter der Abfallberatung des Landkreises Calw sicher.
Für massive Mengen an Verpackungsmüll sorgen momentan auch die Abhol- und Lieferangebote der geschlossenen Gastronomiebetriebe. Bei einer vierköpfigen Familie fällt da gleich mal eine komplette Ladung an: die Pizza im Karton, Nudeln in der Alu-Schale, Schnitzel und Pommes kommen in Styroporboxen, Salate in Plastik-Behältern, das Brot dazu in Alufolie verpackt. Doch es gibt umweltfreundlichere Alternativen. Einige Restaurants setzen jetzt bereits auf Einmachgläser, Plastikschalen aus Zuckerrohr oder recycel- und kompostierbare Papierboxen. Ein cleveres Mehrwegsystem bietet beispielsweise das Unternehmen VYTAL an. Die Schalen gibt es bei allen teilnehmenden Restaurants und können deutschlandweit bei jedem anderen Partner wieder abgegeben werden. Für die Schüsseln muss auch kein teures Pfand gezahlt werden. In Karlsruhe machen die Restaurants Gasthaus Gutenberg, l´Incontro, Klauprecht, Gasthaus Holzhacker und die Kantine der Generali Versicherung in Oberreut mit. Außerdem gibt es das Pfandsystem beim Gasthaus Adler in Keltern, im Ristorante Weinschlösserl in Bad Bergzabern, in der Suppenbar „Suppe mag Brot“ in Landau, sowie dreimal in Speyer. Ob auch ihr Lieblingsitaliener dabei ist, können Sie bequem hier nachschauen.