Baden-Württemberg (ms) – Im Jahr 2024 hat die Zahl der Balkonkraftwerke in Deutschland einen beachtlichen Anstieg erlebt: Die Anzahl der in Betrieb befindlichen kleinen Solaranlagen hat sich mehr als verdoppelt. Am Ende des Jahres waren über 780.000 Balkonkraftwerke im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur verzeichnet, was einen erheblichen Zuwachs bedeutet. Diese sogenannten Steckersolargeräte haben mittlerweile eine installierte Leistung von etwa 0,7 Gigawatt.
Im vergangenen Jahr gingen mehr als 430.000 neue Anlagen ans Netz. Der Boom ist auf gesunkene Preise und vereinfachte gesetzliche Regelungen zurückzuführen. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, Carsten Körnig, prognostiziert, dass dieser Trend sich fortsetzen wird. Er erwartet, dass noch im ersten Halbjahr 2025 das millionste Balkonkraftwerk in Betrieb genommen wird.
Die Vereinfachung der Vorschriften hat den Anstoß für diesen Anstieg gegeben. Im Herbst 2024 trat eine Gesetzesänderung in Kraft, die es Vermietern und Wohnungseigentümern nunmehr verpflichtend macht, Steckersolargeräte zu genehmigen. Zudem sind die Preise für die Geräte weiter gesunken, was dazu führt, dass immer leistungsstärkere Modelle gekauft werden. Carsten Körnig betont, dass dies den Solarboom auf den Balkonen noch weiter anheizen wird.
Immer mehr Städte fördern Balkonkraftwerke, um Bürgerinnen und Bürger bei der Energiewende zu unterstützen. Pforzheim und Stutensee gehen hier mit gutem Beispiel voran und bieten finanzielle Anreize für die Installation der kleinen Solaranlagen.
In Pforzheim können auch 2025 Anträge gestellt werden. Die Stadt übernimmt 50 Prozent der förderfähigen Kosten, maximal jedoch 250 Euro. Umweltbürgermeister Tobias Volle sieht die Förderung als großartigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende: „Balkonkraftwerke sind oft der Einstieg in erneuerbare Energien und machen diese im Stadtbild sichtbar.“ Schon 2024 wurden knapp 100 Anträge gestellt und fast alle genehmigt. Die Förderung richtet sich an private Haus- und Wohneigentümer, Mieter oder Erbbauberechtigte und deckt sowohl Anschaffungs- als auch Materialkosten ab.
Auch in Stutensee gibt es finanzielle Unterstützung. Hier werden Balkonsolarmodule pauschal mit 100 Euro gefördert. Ziel ist es, den Photovoltaik-Ausbau zu steigern und auch Mieterinnen und Mieter an der Energiewende teilhaben zu lassen. Interessierte sollten vor der Installation die Zustimmung des Vermieters oder der Wohneigentümergemeinschaft einholen und gegebenenfalls den Denkmalschutz berücksichtigen.
Beide Städte leisten mit diesen Programmen einen wichtigen Beitrag zur Förderung erneuerbarer Energien und machen es Bürgerinnen und Bürgern leichter, selbst aktiv zu werden.
Die zunehmende Beliebtheit von Balkonkraftwerken ist nicht nur eine individuelle Entscheidung zur Energieversorgung, sondern auch ein Beitrag zur Energiewende. „Deutschland ist mittlerweile ein Leitmarkt für Balkonkraftwerke“, erklärt Körnig. Weltweit beobachtet man mit Interesse, wie die deutschen Regelungen und technischen Rahmenbedingungen zur sicheren Nutzung dieser Systeme beitragen.
Die größten Zahlen an Balkonkraftwerken entfallen auf die bevölkerungsreichsten Bundesländer. Nordrhein-Westfalen führt mit 157.000 Anlagen, gefolgt von Bayern mit 119.000. Niedersachsen (103.000) und Baden-Württemberg (102.000) liegen dicht dahinter.
Körnig äußert sich zuversichtlich hinsichtlich der politischen Zukunft der Balkonkraftwerke: Trotz der bevorstehenden Bundestagswahl erwartet er keine negativen Auswirkungen auf die Rahmenbedingungen. Es gebe breite Zustimmung aller Parteien für Regelungen, die Mieter und Wohnungseigentümer zur aktiven Teilnahme an der Energiewende ermutigen.