Baden Württemberg erlaubt Online-Casinos - War das eine richtige Entscheidung?

17. März 2025 , 06:25 Uhr

Baden-Württemberg (pm/dk) – Der Landtag von Baden-Württemberg hat entschieden: Online-Casinos sind künftig legal. Die Änderung des Landesglücksspielgesetzes ermöglicht es erstmals, Lizenzen für den Betrieb von Online-Casinos zu vergeben. Die erste und bisher einzige Lizenz ging an die staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg, die nun ein entsprechendes Glücksspielangebot entwickeln wird. Mareike Scholtz von der Fachstelle Sucht Karlsruhe sieht die Entscheidung mit gemischten Gefühlen: Einerseits erhoffe sich das Land hohe Steuereinnahmen, andererseits bestehe ein hohes Suchtpotenzial.

Warum wurde das Gesetz geändert?

Die Grundlage für die Legalisierung von Online-Casinos wurde bereits mit dem Glücksspielstaatsvertrag von 2021 gelegt. Dieser erlaubt es den Bundesländern, den Online-Glücksspielmarkt zu regulieren. Baden-Württemberg hat sich nun – nach Bayern und Hessen – ebenfalls dazu entschlossen, eine Lizenz zu vergeben. Schleswig-Holstein hatte bereits 2012 eine eigene Regelung eingeführt, diese aber später wieder zurückgenommen.

Ein zentraler Vorteil der Legalisierung ist laut Scholtz, dass staatliche Einnahmen generiert werden können:

Der Glücksspielmarkt ist sozusagen eine Goldgrube. Da werden Milliarden Umsätze generiert, und das Land hat natürlich ein Interesse daran, finanziell dran beteiligt zu sein.

Zudem ermögliche die staatliche Kontrolle, Schutzmaßnahmen besser umzusetzen als bei illegalen Anbietern. So könnten Sperrzeiten, Geldlimits und Jugendschutzregelungen durchgesetzt werden.

Kritik an der Monopolstellung

Während die Legalisierung als wirtschaftliche Chance gesehen wird, gibt es auch kritische Stimmen zur Monopollösung:

Politisch gesehen gab es einen großen Kritikpunkt im Landtag bezüglich der Monopollösung, also warum es nur eine Lizenz gibt und dementsprechend nur ein Anbieter jetzt befähigt wird.

Aktuell dürfen nur Menschen mit Wohnsitz in Baden-Württemberg am neuen staatlichen Online-Casino teilnehmen. Andere Bundesländer könnten ähnliche Regelungen treffen, allerdings bleibt der illegale Glücksspielmarkt weiterhin ein Problem.

Gefahren durch Online-Glücksspiel

Experten warnen vor den hohen Risiken, die mit Online-Casinos verbunden sind. Besonders die Niedrigschwelligkeit und die ständige Verfügbarkeit machen es gefährlich: „Der Zugang ist ja 24 Stunden und problemlos möglich. Mit drei, vier Klicks ist man angemeldet.“

Scholtz hebt hervor, dass der Zugang über Kreditkarten, PayPal oder Paysafe-Karten oft unkontrolliert erfolge und dadurch hohe Verschuldung entstehen könne. Studien zeigen zudem, dass Online-Glücksspiel stark wächst, weil Lockangebote neue Spieler anziehen: „Mit Lockangeboten schafft man es ja auch relativ schnell, Neukunden zu generieren.“

Spielsucht: Warnsignale erkennen

Laut Scholtz gibt es klare Hinweise auf Spielsucht, die Angehörige beachten sollten. Dazu gehören:

Auch körperliche Symptome wie Schlaflosigkeit oder Verdauungsprobleme können auftreten. Spielsucht betrifft oft nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch das soziale Umfeld, besonders Partner und Familie.

Hilfe für Betroffene

Wer sich Sorgen um sein eigenes Spielverhalten oder das eines Angehörigen macht, kann sich anonym beraten lassen. Eine erste Anlaufstelle ist die Website check-dein-spiel.de, wo Nutzer ihr Verhalten selbst einschätzen können.

Die Fachstelle Sucht Karlsruhe bietet kostenlose Beratungsgespräche an. Scholtz betont:

Das muss auch nur bei einem Verdacht sein. Da sind Betroffene genauso angesprochen wie Angehörige.

Sie ruft dazu auf, frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen: „Nicht jeder, der am Glücksspiel teilnimmt, wird sofort süchtig. Aber solche Spiele stellen ein großes Problem dar, wenn man eine gewisse Affinität zu einem Suchtverhalten besitzt.“

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