Autorin Florence Brokowski-Shekete: "Mist, die versteht mich ja!"

16. Januar 2022 , 12:01 Uhr

Karlsruhe (lk) – Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten. Diesmal war die Pädagogin und Bestseller-Autorin Florence Brokowski-Shekete aus Heidelberg zu Gast. 2020 veröffentlichte Sie ihre erste Autobiografie mit dem Titel „Mist, die versteht mich ja!“. Das Buch erreichte 2021 auf der Spiegel-Bestsellerliste in der Kategorie Sachbuch/Paperback, Platz 11 und hielt sich sechs Wochen lang zwischen den Plätzen 4 und 17. Warum Sie sich für diesen Titel entschieden hat, warum sie oft mit Vorurteilen zu kämpfen hat und wie Ihre Kindheit in Buxtehude war, erzählt sie bei uns im Interview.

Bestseller-Autorin, die als Beamtin arbeitet

Florence Brokowski-Shekte ist das zweite Kind nigerianischer Eltern und wuchs bei einer deutschen Pflegemutter in Buxtehude auf. Nach dem Abitur studierte Sie Deutsch, Englisch und evangelische Religion auf Lehramt. Nach Tätigkeiten an verschiedenen Schulen, wechselte Sie in das Staatliche Schulamt Mannheim. Dort ist die seit 2020 als Schulamtsdirektorin tätig. „Ich bin aber eher die Autorin, die auch als Beamtin arbeitet“, lacht Florence. Geschrieben hat sie einen Bestsellerroman, der ihre eigene Lebensgeschichte erzählt. Geboren ist Florence nämlich in Deutschland, ihre Eltern hatten jedoch nur ein Studienvisum in Deutschland und mussten die kleine Tochter während des Studiums in eine Pflegestelle abgeben.

Lehrerein in Fernsehsendung wieder getroffen

Prägend in ihrem Leben war ihre Deutschlehrerin an der Deutschen Schule in Nigeria. Sie hatte damals gemerkt, dass Florence keine Schülerin war, wie die anderen. „Meine Eltern waren beide Nigerianer. In einem Aufsatz über meinen größten Traum schrieb ich aber, dass ich zurück zu meiner Mama nach Deutschland möchte. Das hat meine Lehrerein irritiert.“ Denn mit Mama war die Pflegemutter aus Buxtehude gemeint. Später wollte Florence diese Lehrerin gerne wieder treffen. Das gelang über eine Fernsehshow. „Meine Mama liebte die Sendung `Melodien für Millionen´ mit Dieter Thomas Heck. Bei der Personensuche habe ich mich beworben und wurde in die Show eingeladen. Und tatsächlich haben sie meine Lehrerin in Hamburg gefunden.“

Schubladendenken sollte aufgebrochen werden

Das erste große Idol der heute 54-Jährigen war Liz Mitchell von Boney M. „Sie war damals quasi mein Spiegelbild.“ Der Grund für dieses Vorbild war jedoch ganz pragmatisch: „Ich hab mich immer gefragt, wie die das mit den Haaren hinkriegt. Meine Haare waren immer ein Thema für mich. Ich wusste ja nicht, dass die bei Boney M. ganz viele Perücken hatten.“ Berufswünsche hatte die junge Florence viele: „Ich wollte Stewardess werden, wollte zum Fernsehen, zum Radio. War viele Jahre selbstständig in der Industrie unterwegs. Ich habe viele Facetten.“ Darum plädiert Florence auch dafür, vom Schubladendenken weg zu gehen. „Wir sollten in der Gesellschaft viel mehr darauf schauen, was der Mensch außer seinem Abschluss oder seiner Ausbildung noch alles kann.“

Leben der interkulturellen Kommunikation gewidmet

Entscheidend für den Titel des Buches „Mist, die versteht mich ja!“ war eine Situation, als Florence 2018 mit ihrem Partner in Heidelberg unterwegs war. „Mein Partner hat ein paar Bekannte getroffen und sich mit denen unterhalten. Als ich etwas dazu sagte, drehte sich einer aus der Gruppe um und ließ diesen Ausruf fallen.“ Ein wichtiger Punkt für Florence ist daher die interkulturelle Kommunikation. Sie beobachtet drei Lager – die einen, die das N-Wort sagen und alles nicht groß kümmert. Die Leute in der Mitte, die es gut meinen und neugierig sind. Das dritte Lager seien die Menschen, die schmollend in der Ecke säßen. Ganz nach dem Motto: Wenn ich nicht fragen darf, wo jemand herkommt, dann sag ich jetzt gar nix mehr. „Da sage ich: wir können schon noch alles sagen. Aber wir müssen es durch das Sieb der Achtung, des Respekts und der Wertschätzung gießen.“ Ihre Aufgabe sieht Florence darin, die Menschen wieder zusammen zu bringen und gegenseitiges Verständnis aufzubauen.

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