Unternehmen im Südwesten rüsten sich für Impfstart am 7. Juni

30. Mai 2021 , 14:31 Uhr

Stuttgart/Region (dpa/bo) – Ab Anfang Juni sollen auch die Firmen Teil der Impfkampagne im Land werden. Die Betriebsärzte stehen bereit – und stellen sich zunächst auf eine möglichen Mangel an Impfstoff ein.

Unternehmen stehen vor „herausfordernder“ Aufgabe

Unternehmen im Südwesten sehen sich für den Corona-Impfstart der Betriebsärzte in der zweiten Juniwoche gut gerüstet – sie bemängeln aber Unklarheit über Liefermengen des Impfstoffs. Zeitgleich mit dem Wegfall der Impfpriorisierung am 7. Juni werden auch die Firmen fester Teil der Impfkampagne im Land.

Daimler rechnet mit 3.000 Impfungen am Tag

Der Autobauer Daimler mit Sitz in Stuttgart setzt laut dpa auf eigene Impfzentren mit mehr als 70 Werksärzten und mehr als 200 medizinischen Fachangestellten an seinen Standorten in Deutschland, wie eine Sprecherin mitteilte. In den Impfstraßen könnten im Fünf-Minuten-Takt Mitarbeiter aufgeklärt und geimpft werden. Das Unternehmen rechnet mit mehr als 3.000 Impfungen pro Tag an seinen Standorten. Die Online-Registrierung für eine Impfung sei von Mitarbeitern bislang sehr gut angenommen worden. Die Daimler AG hat eigenen Angaben zufolge rund 167.000 Mitarbeiter in Deutschland.

Bosch beginnt am 8. Juni Mitarbeiter zu impfen

Auch der Automobilzulieferer Bosch zeigt sich zuversichtlich für den Impfstart. Man habe bis zur zugelassenen wöchentlichen Höchstmenge pro Betriebsarzt erstmalig Impfdosen bestellt, teilte eine Sprecherin laut dpa mit. Die Impfungen im Unternehmen sollen am 8. Juni beginnen. Alle Mitarbeiter in Deutschland sollen demnach ein Impfangebot bekommen. Bosch beschäftigt nach eigenen Angaben hierzulande rund 132.000 Mitarbeiter. Als „herausfordernd“ beschrieb die Sprecherin den „Informationsfluss“ zur Impfkampagne und zu Liefermengen.

EnBW richtet Impfstraße in Stuttgart und Karlsruhe ein

Der Energieversorger EnBW hat für Impfungen seiner Mitarbeiter je eine Impfstraße in Stuttgart und Karlsruhe aufgebaut. „Wir gehen davon aus, dass unser Betriebsärztlicher Dienst – wie von den Behörden angekündigt – in der Woche ab dem 7. Juni mit den internen Impfungen beginnen kann“, teilte ein Konzernsprecher mit. Letztlich sei man aber davon abhängig, wie viele Impfdosen zugeteilt werden. „In der Spitze dürften wir aufgrund der Zahl unseres medizinischen Personals circa 1.800 Impfungen pro Woche durchführen“, sagte der Sprecher. Zunächst solle dem „betriebsnotwendigen Personal“, das noch nicht über andere Impfangebote versorgt ist, ein Termin angeboten werden. Das sind den Angaben zufolge rund 3.000 Menschen. Insgesamt hat EnBW mehr als 24.800 Mitarbeiter.

Interne Priorisierungen

Auch der Esslinger Maschinenbauer Festo hat Zweifel, ob er die bestellte Menge an Impfstoff zu Beginn erhalten wird. Das Unternehmen rechnet damit, dass etwa die Hälfte seiner rund 8.000 Mitarbeiter in Deutschland von den Betriebsärzten geimpft werden möchte, wie eine Sprecherin mitteilte. Aufgrund von angekündigten Lieferengpässen stelle sich das Unternehmen auf eine interne Priorisierung ein. In produktionsnahen Bereichen sollen so zunächst rund 1.600 Mitarbeiter geimpft werden. Der Maschinenbauer wünsche sich klarere und verlässlichere Aussagen zu bereitgestellten Impfmengen pro Woche.

Betriebe rechnen mit Impfstoffmangel

Es ist zuletzt aber auch Kritik laut geworden am Ablauf. Die Metallarbeitgeber hatten das geplante Impfen in den Betrieben angesichts des mangelnden Impfstoffs und der Termine von Beschäftigten bei Hausärzten in Frage gestellt. «Schon heute ist klar, dass weder die gewünschten Mengen noch die gewünschten Termine eingehalten werden“, hatte Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» gesagt. Pro Woche würden voraussichtlich im Juni viel weniger Beschäftigte geimpft werden können, als die Unternehmen geplant hätten.

Betriebe könnten ihre Impfstrukturen dafür nicht aufrechterhalten, sagte Dick laut dpa. Die Ressourcen, Personal und Platz, können nicht für mehrere Wochen vorgehalten werden. Es würden zudem immer mehr Beschäftigte von den Hausärzten geimpft. „Damit sinkt der Anteil der noch zu impfenden Beschäftigten“, sagte Dick. Er geht davon aus, dass viele Betriebe von ihren Impfplänen Abstand nehmen, „wenn sich nicht schnell etwas ändert“.

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