Fotografin Sabrina Kugler: "Ich finde jeder Mensch ist optimal"
Karlsruhe (lk) - Jeden Sonntag trifft Martin Wacker prominente Persönlichkeiten aus der Region. Diesmal war die Fotografin Sabrina Kugler zu Gast. Mit ihrer Aktion Curvy Charity Kalender 2021 will Sabrina darauf hinweisen, dass nicht immer einem Ideal hinterher gerannt werden muss. Sabrina setzt sich für Frauen ein, die ein paar Kilos mehr auf die Waage bringen. Mit dem Kalender will sie allen Frauen Mut machen, sich zu zeigen.
Foto: dnw
Knipsen für mehr Selbstliebe
Normalerweise sehen Models auf professionellen Fotos makellos aus. Rank und schlank präsentieren sich die Stars im Internet und in den Sozialen Netzwerken. Doch Fotografin Sabrina Kugler aus Karlsruhe setzt dazu den absoluten Gegentrend: Knipsen für mehr Selbstliebe. "Ich finde jeder Mensch ist optimal. Und ich mag genau diese Persönlichkeiten, die sich unterscheiden. Die Ecken und Kanten, dass eben nicht jeder dieselbe Größe hat, dieselbe Farbe, dasselbe Gewicht oder Aussehen. Das macht es für mich ja erst interessant", erzählt Sabrina im Interview mit der neuen welle. Und passen dazu gab es für Sabrina gleich mehrere Herzensprojekte im vergangenen Jahr: "Sehr emotional war das Shooting mit einer Krebspatientin. Aber auch der Auftrag von Mutter und Tochter mit einem schweren Schicksal. Dort hinter die Fassaden zu blicken war mein Highlight", sagt Sabrina.
Frauen zeigen, wie schön sie sind
Die ersten Schritte als Fotografin hat Sabrina im Freundeskreis gemacht: "Ich hab hobbymäßig eine Freundin fotografiert. Irgendwann ging es über den Freundeskreis hinaus. "Als ich fremde Frauen vor der Kamera hatte, ist so ein magischer Moment entstanden. Denn erst sind die meisten sehr selbstkritisch. Aber dann kommt der Moment, in dem sie sich doch schön finden. Das möchte ich transportieren - mehr Frauen zu zeigen, wie schön sie wirklich sind", so Sabrina Kugler von "Die Knipserei". Denn Schlankheitswahn und Schönheitsideale würden oft durch Soziale Medien geprägt. "Die Wahrheit wird selten gezeigt auf Instagram", bemängelt Sabrina. Bilder würden bearbeitet bis hin zu "fernab der Realität". Da werde getrickst und geschönt und das setzte Frauen maximal unter Druck. "Das fängt mit dem After-Baby-Bodys, wie schnell bin ich wieder bei meinem alten Gewicht. Warum kann ich mich da nicht einfach aufs Frausein konzentrieren. Vor allem: wer sagt mit denn, dass es nicht in Ordnung ist?"
#grlpwr (sprich: girlpower Anm. d. Red.)
Nach zahlreichen Medienberichten über Sabrinas Bilder und Projekte spürt sie eine regelrechte Bewegung. Viele Frauen wenden sich inzwischen konkret an Sabrina: "Sehr viele Frauen wollten dabei mitziehen und sich selbst trauen. Sie vertrauen mit in diesem Punkt und möchten bei dem Aufbruch dabei sein." Unter dem Hashtag #grlpwr gibt es verschiedene Arbeiten zum Thema Bodyshaming und Selbstliebe. Aber "Die Knipserei" arbeitet nicht nur mit Frauen, sondern auch mit Männern. "Männer hatte ich gar nicht so auf dem Schirm. Ich dachte es sei eher ein Frauenthema. Aber gerade in letzter Zeit haben immer mehr Männer geschrieben, dass es auch sie betreffe", so Sabrina. Männer seien aber eher zögerlich und nicht ganz so gerne vor der Kamera, wie Frauen, hat Sabrina seitdem bemerkt.
Curvy Charity Kalender 2021
Das größte Projekt in diesem Jahr von Sabrina war aber der Curvy Charity Kalender 2021. Mit den Bildern möchte Sabrina die Individualität jedes Einzelnen zeigen. "Die Frauen im Kalender sind gar keine professionellen Models. Das sind ganz normale Frauen. Sie kommen alle hier aus der Region und auch die Aufnahmen wurden komplett an Orten rund um Karlsruhe geschossen", sagt Sabrina. Der Kauf des Kalenders ist momentan nur über eine E-Mail-Adresse möglich: charitycurvykalender@gmx.de. Einfach Name, Adresse und Anzahl der Kalender angeben und schon geht das Werk in den Versand. Der Erlös geht an die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel und Gretel. Warum Sabrina sich so strak für das Thema einsetzt? "Ich mag Neid und Missgunst nicht, das gibt es ja oft unter Frauen. Darum sollte man selbst mit sich zufrieden sein, um nicht mehr auf andere neidisch sein zu müssen. Dann entsteht auch kein Mobbing. Ich sehe auch, dass es einen gewissen Trend in der Öffentlichkeit ist. Aber ich bin mir nicht sicher, ob die Message auch wirklich gelebt wird. Ich wünsche mir, dass deutlich mehr Frauen und Männer mit Kurven in den Medien präsent sind. Dass das Standard und normal wird."
