Steht die Straßenfastnacht auf der Kippe?

19. August 2020 , 11:03 Uhr

Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lk) – Eine Straßenfastnacht in Baden-Württemberg kann sich Gesundheitsminister Manne Lucha angesichts von Corona nicht vorstellen. Momentan steigen die Zahlen der Corona-Neuinfektionen durch Reiserückkehrer wieder an. Viele Fastnachtsvereine haben ihre Treffen bereits abgesagt.

Funktioniert während Pandemie nicht

Eine Straßenfastnacht in Baden-Württemberg kann sich Gesundheitsminister Manne Lucha angesichts von Corona nicht vorstellen. „Die Fasnet, die wir alle kennen, mit rumjucken, anbusserln, Glühwein trinken – die seh‘ ich aktuell nicht“, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch. „Das funktioniert während einer globalen Pandemie und in Zeiten steigender Infektionszahlen leider nicht.“

Viele Treffen bereits abgesagt

Viele Treffen seien bereits abgesagt worden, obwohl niemand vorhersehen könne, wie sich die Lage weiter entwickle. „Das ist vernünftig, weil solche Zusammenkünfte nicht steuerbar sind“, sagte Lucha. In einem vertretbaren Rahmen seien höchsten Sitzungen denkbar. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn  hatte sich zuvor wegen der Corona-Pandemie skeptisch dazu geäußert, ob im kommenden Winter Karneval oder Fastnacht stattfinden könne. Unter anderem hat die Große Karnevalsgesellschaft Rastatt bereits beschlossen, 2021 keine Kampagne anzubieten.

Narren wollen im Herbst entscheiden

Viele Narren im Südwesten blicken mit Sorge auf die Fastnacht im kommenden Jahr – für eine generelle Absage ist es aus Sicht der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte aber noch zu früh. Man werde Ende September über die Fünfte Jahreszeit entscheiden, sagte VSAN-Präsident Roland Wehrle am Mittwoch. Aber auch danach könne sich an der Bewertung noch etwas ändern. „Die Situation ist dynamisch.“ Es gelte, abzuwägen zwischen der Verantwortung für die Narren und ihren Besuchern auf der einen Seite, aber auch dem Bedürfnis, sich zu begegnen und gemeinsam Fastnacht zu feiern.

Unterscheidung Großveranstaltungen und kleinen Events

Zudem müsse man unterscheiden zwischen großen Veranstaltungen wie Bällen oder Straßenumzügen mit Tausenden Besuchern und kleineren Bräuchen etwa in der Dorffastnacht, sagte Wehrle weiter. Je nach Corona-Lage im kommenden Jahr seien beispielsweise Aktionen in den Schulen oder Kindergärten oder überschaubare Veranstaltungen von einzelnen Zünften durchaus denkbar. „Die Fastnacht als solche kann man nicht absagen, sondern höchstens Veranstaltungen, für die man Verantwortung trägt.“

Politik nicht in der Entscheidungsgewalt

Es sei schade, dass die Politik meine, von oben herab irgendetwas festlegen zu müssen, sagte dagegen VSAN-Präsident Wehrle. Ihr stehe es in dieser Form ohnehin nicht zu, die Fastnacht abzusagen. „Ich möchte Herrn Spahn ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe ins Gedächtnis rufen: Der Karneval – und damit auch die Fastnacht – ist ein Fest, das dem Volke nicht gegeben wird, sondern das sich das Volk selbst gibt.“

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