Karlsruhe (dk) – In ganz Deutschland sind heute Kinder und Jugendliche für einen „Schulstreik gegen Wehrpflicht“ auf die Straße gegangen – auch in Karlsruhe. Rund um das Bundesverfassungsgericht haben sich viele Schülerinnen und Schüler versammelt, um gegen die Wehrdienst-Pläne der schwarz-roten Koalition zu protestieren. Im Fokus ihrer Kritik stehen die geplante Musterung aller 18-jährigen Männer und die Sorge, selbst betroffen zu sein.
Viele der jungen Leute kamen direkt aus der Schule oder sind bewusst nicht zum Unterricht gegangen. Ein Jugendlicher sagt: „Mir ist es wichtig, hier zu sein, weil wir einfach zeigen können, mit den ganzen anderen Jugendlichen oder Heranwachsenden, die hier sind, dass wir viele sind und dass die Jugend keine Lust hat, im Krieg zu sterben.“ Er spricht offen über ihre Angst: „Ich würde sagen, ich habe schon Angst. Ich finde das schlimm, vor allem, weil diese Kriege, die dann geführt werden, sind nicht unsere Kriege.“
Viele Demonstrierende in Karlsruhe gehören genau zu den Jahrgängen, die von den Plänen betroffen wären. Ein Schüler, der sich nach eigenen Worten auch privat betroffen fühlt, sagt: „Ich bin selber 2008-Jahrgang und dementsprechend besteht für mich auch womöglich die Option, dass ich den Wehrdienst eingezogen werde nach der Musterung.“ Er sieht sich auch als Stimme der Karlsruher Schülerschaft: „In erster Rolle vertrete ich hier die ganzen Schülerinnen und Schüler aus Karlsruhe. Ja, und da ist es wichtig, dass wir auch Haltung und Stellung zeigen.“
Eine anderer Demo-Teilnehmer, der schon volljährig ist, will sich mit den Jüngeren solidarisieren: „Ich bin persönlich über 18, aber ich bin trotzdem gegen die Wehrpflicht und ich finde das trotzdem nicht gut, dass unsere Regierung dafür plädiert, Leute ab Jahrgang 2008 zu mustern. Ich finde, das ist nicht okay. (…) Ich will nicht in den Krieg gehen. Ich will nicht. Ich will nicht sterben. Also, ich will auch nicht, dass andere Leute aus meiner Generation sterben müssen.“
Nicht nur Jugendliche, auch Eltern waren am Vormittag vor Ort. Eine Mutter mit 15-jährigen Zwillingen formuliert ihre Sorge sehr deutlich: „Mir ist es wichtig, dabei zu sein, um Farbe zu bekennen, gegen Krieg, gegen Gewalt. Und ich bin dagegen, dass junge Menschen ihr Leben verwirken an der Front, womit sie überhaupt nichts zu tun haben, und zwar gegen ihren Willen. Ich finde es total scheiße.“
Unter den Teilnehmenden in Karlsruhe sind auch Lehrerinnen und Lehrer. Eine Lehrkraft berichtet, dass sogar eigene Schülerinnen und Schüler mitdemonstrieren: „Also erstens ist eines der Leitbilder unserer Schule in Frieden leben und das möchte ich auch weiterhin vertreten.“ Sie sorgt sich um die Jugendlichen, die sie unterrichtet: „Wir haben sehr viele Geflüchtete bei uns in der Schule, die sind vor Krieg und Grausamkeit geflüchtet. Ich will sie da nicht wieder reinzwingen. Ich habe letztendlich auch Angst um ihre Moral, um das, was wir ihnen die ganze Zeit beibringen.“